Ruanda, Uganda – Britanniens Weltsicht

Globale Probleme erfordern globale Lösungen. Die Tories in England denken da ganz traditionell: Irgendwo im Empire muss sich ein Platz finden lassen, um Bootsflüchtlinge anzusiedeln, die es bis vor die Kreidefelsen geschafft haben. „Stop the boats“ heißt es auf der Insel, die ihre eigenen Boote sonst gern um die Welt geschickt hat.

Jetzt also werden an den Küsten Englands ankommende Flüchtende auf Staatskosten nach Ruanda – nach Ruanda! – geflogen. Das sieht ein millionenschweres Abkommen mit der dortigen Regierung vor, die sie beherbergt und verpflegt. In der Zwischenzeit werden Asylansprüche juristisch geklärt. Bei einer Anerkennung darf der Fliehende bleiben – in Ruanda! Ansonsten muss er zurück (oder gleich auf dem Kontinent bleiben, dessen Not er/sie entkommen wollte). Ein wahrhaft imperiales Weltverständnis.

Es erinnert an einen Vorschlag der britischen Regierung an die Zionisten-Bewegung im Jahr 1903. Damals ging es um einen Platz auf dem Globus, an dem die Juden siedeln könnten, ohne unter Pogromen zu leiden – ein Staat wie ihn alle anderen Europäer auch für sich reklamierten. Der damalige Sekretär für koloniale Angelegenheiten war von einer Ostafrikareise zurückgekommen und fand das Hochland von Kenia/Uganda sehr lebenswert. Dort gab es 13.000 km² Land, auf das man Juden ansiedeln könne. Der Baseler Zionistenkongress von 1903 lehnte das Angebot dankend ab. Alles nachzulesen unter

Britisches Uganda-Programm bei Wikipedia

Die heutge Ruanda-Lösung „kippt“ das Problem von Migration vor die Füße des globalen Südens. Das ausgerechnet von einem Land, das so viel von seinem „global reach“ durch Bildung und Sprache hält. Nun gut, Finanzexperten aus Nigeria oder Ghana etwa kommen ja auch per Business Class in die „City“ – Bootsflüchtlinge zahlen an die Schleuser vermutlich ein Vielfaches eines Flugtickets – aber man würde ihnen erst gar keines ausstellen (und auch keinen Asylantrag über die Embassy vor Ort ermöglichen).

Es gibt bei uns Sympathien für die Ruanda-Lösung. Schade, dass wir Zanzibar zu früh an die Briten zurückgegeben haben – es wäre ein idealer Platz für Schutz Suchende, dazu mit Sonne und Beaches. Stimmt, wir haben ja dafür noch Helgoland.

Kommentar: For migrants deterrence doesn’t deter. It is cruelty not compassion, Rishi Sunak!“ The Guardian online, 28.4.2024