Häufig suchte (und fand) ich auf meinen Reisen nach Asien im vergangenen Jahr Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg. Nordborneo oder die Halbinsel Malaya haben viele davon, da sich hier die Kämpfe zwischen Alliierten und dem japanischen Aggressor abspielten.

Dass mir aber im äußersten Norden Thailands, in den Bergen an der Grenze zu Myanmar, Spuren des chinesischen Bürgerkrieges, ja mehr noch eine Gedenkstätte für die Gefallenen eines Kuomintang-Regiments begegneten, hatte ich nicht erwartet, schon gar nicht die Flagge Taiwans neben der von Thailand (alle Fotos hier stammen aus The Marytr’s Memorial Hall/Chinese Divison 93 Memorial in Mae Salong).
Ich war von Chiang Rai ein zweites Mal Richtung Fang gefahren. Kurz vor der Grenze zur Provinz Chiang Mai und einem Kontrollposten der Polizei führte eine Straße rechts ab und in vielen Kurven hoch ins Gebirge nach Mae Salong.
Hierhin hatten sich Anfang der 1950er Jahre einige tausend Soldaten und Zivilisten aus den Kämpfen um Yunnan zurück gezogen, nachdem das benachbarte Myanmar nicht in den Konflikt des Nachbarlandes China hinein gezogen werden wollte.

Die geopolitische Situation in den Shan- und Karen-Stammesgebieten war kompliziert genug, der Kampf gegen den Kommunismus nicht nur auf Indochina beschränkt. Einige Tausend der Flüchtenden wurden nach Taiwan umgesiedelt, aber eine große Zahl blieb auf thailändischem Territorium und spielte eine zweifelhafte Rolle im Opiumhandel.
Da an eine Rückkehr nach Yunnan nicht zu denken war, gewährte der König von Thailand den Verbleibenden einen Aufenthaltsstatus und schließlich die thailändische Staatsbürgerschaft.

Auf Schrifttafeln wird die Geschichte von Regiment 93 und die Integration der Geflohenen in die Wirtschaft der Grenzregion beschrieben. In Mae Salong gibt es Kaffee- und Teeplantagen. Das sich über einen Bergrücken hinziehende Dorf ist eine kleine chinesische Community im Bergland an der thailändischen Nordgrenze.



Bei meinem Besuch war der Himmel grau und es war kalt (um die 20 Grad). Mit Shorts und T-Shirt war ich denkbar schlecht für einen längeren Besuch ausgestattet. Aber ich fuhr nicht zurück, ohne in einem Laden am Eingang der Gedenkstätte frisch geernteten Bohnenkaffee zu erstehen.
Beim morgendlichen Kaffee später Zuhause nahm ich mir vor, irgendwann noch einmal – dann mit Jacke und Kapuze – ins Hochland zu fahren.

Bild oben: Abzweigung nach Mae Salong, Screenshot von Google Street View