Ibusuki: Wo sind all die Leute hin?

Es war gespenstisch, als wir am kleinen Bahnhof von Ibusuki im äußersten Süden Kyushus ausstiegen: kein Mensch auf dem Bahnsteig, keiner auf dem Vorplatz und keiner in der Haupteinkaufsstraße des Städtchens.

Dabei war es ein wunderbarer Maitag vor gut drei Jahren, eigentlich hätte rege Betriebsamkeit herrschen müssen. Aber die Läden waren geschlossen oder offensichtlich leerstehend.

Leerstand in Ibusuki

Nun können die Einwohner oder Touristen weder alle im warmen, schwarzen Vulkansand am Strand eingegraben liegen (wofür die Region südlich von Kagoshima bekannt ist), noch war es ein Feiertag. Ich bin inzwischen über Google Street View die Straßen erneut „durchgefahren“ – auch dort ist kaum ein Mensch zu sehen.

Des Rätsels Lösung ergibt sich bei einem Blick auf den Wikipedia-Eintrag zu Ibusuki. Stadt und Region verlieren massiv Einwohner. Alleine in den vergangenen 20 Jahren sind ein Fünftel der Bewohner „verschwunden“. Es spiegelt die demographische Situation im ländlichen, peripheren Raum Japans wieder.

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Während bei uns Wohnungsmangel bis weit in den ländlichen Raum hinein herrscht, ist das in Japan nicht der Fall. Mangels Zuzug durch Migration oder Flucht überaltert die Bevölkerung dort. Dabei ist die Region im Süden von Kagoshima ein klimatisch bevorzugter Raum mit vulkanischen Ressourcen.

Versuch einer Neubelebung

Bei unserem Rundgang fanden wir schließlich ein geöffnetes Bistro mit Bar, wo es was zu essen gab. Die jungen Pächter sprachen Englisch und erklärten, dass sie hier hin gezogen seien, um sich eine kleine Existenz aufzubauen (die in den Metropolen Japans nicht machbar wäre). Genauso erhofft sich die Regierung eine Belebung des ländlichen Raums.

Wir fuhren mit dem Dieselzug zurück nach Kagoshima, nicht ohne über die Deutlichkeit eines Piktogramms im Zug zu schmunzeln, welches die Sitzprioritäten plastisch darstellte.