Devils Tower: Mystik in Wyoming

Man kann noch so viel über seinen geologischen Ursprung nachlesen, der Devils Tower in Wyoming macht den Besucher ehrfürchtig. Ein Wanderweg führt um den Berg herum und zwischen den Bäumen öffnet sich immer wieder der Blick auf den aus erstarrtem Magma entstandenen Felsen. Man muss nicht den Teufel bemühen, er wirkt als ob der Planet uns sagen will: Glaubt ja nicht Ihr kennt schon alle meine Geheimnisse.

Wir waren im September 2014 im Mittleren Westen der USA unterwegs: Eintönigkeit, Weite, aber auch ein paar landschaftliche Highlights hatten wir gesucht. Es ist fly over country, heute tiefstes Trumpland, damals gab es den Politiker noch nicht, er war Reality-TV-Star. Aber die Vorzeichen waren deutlich, mitten in der zweiten Amtszeit Obamas: wirtschaftlicher Abstieg allenthalben.

Als ob es ein Naturrecht auf Inbesitznahme gäbe, ist eine riesige Ausgabe der Stars & Stripes gleich am Zugang zum Naturpark montiert. Will sagen: Er gehört uns Weißen. Der Berg war aber schon lange da, bevor Siedler ihn auf dem Weg in den Westen für sich beanspruchten. Für die nordamerikanischen Ureinwohner, die Stämme der Cheyenne oder der Lakota, hat der Tower eine mystische Bedeutung. Die Lakota nennen ihn Mato Tipila, die Wohnstätte des großen Bären.

Auf dem Wanderweg um den Berg sahen wir häufig bunte Stoffbändchen in den Bäumen. Sie sind Zeugen der indianischen Verehrung für den Berg. „Please don’t disturb the prayer bundels“ mahnten Schilder.

Aber die Zeiten von Instagram und self-styled adventurers lassen auch dem mächtigen Berg keine Ruhe. Er ist geradezu eine Herausforderung, bestiegen zu werden. Für die Indianer ist das ein Sakrileg und es gibt daher strenge Auflagen für die Kletterer.

In Wyoming, aber mehr noch in South Dakota zeigten die Leute, denen wir begegneten, ein bedrücktes Gesicht, ganz anders als zuvor in Chicago oder sonst an den Küsten der USA. Ein Fernseher im Frühstücksraum unseres Hotels in Rapid City sendete Nachrichten über eine tödliche Seuche. Still, geradezu verängstigt beobachteten die Gäste den Bildschirm an der Wand. Bringt der schwarze Präsident sogar noch Ebola hier in den Mittleren Westen? (Das war das Thema der Woche, nicht die Annexion der Ukraine, wie man meinen könnte).

Gut zwei Jahre später wählten hier mehr als 60 % Trump. Bei den im November diesen Jahres bevorstehenden Kongresswahlen wird es wohl ähnlich sein.

Am Rückweg zum Parkplatz sahen wir eine Kolonie von Präriehunden. Sie wühlten im Boden nach Nahrung und ließen sich von den Besuchern dabei kaum stören.

Wir fuhren in zwei Tagesetappen zurück nach Chicago. In den USA sind wir seitdem nicht mehr gewesen.

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