Gewimmel am Himmel

Manchmal sitze ich einfach auf der Terrasse und verfolge per App, wer da über mir seine Bahnen zieht und im Vorbeiziehen ein leichtes Dröhnen erzeugt.

Auf der Webseite von flightradar24.com wirkt der Himmel wie ein Ameisenhaufen, mit gelben „Tierchen“, die sich in alle Richtungen bewegen. Hoffentlich treffen die sich nicht, denke ich dann. Aber es ist einiges los über mir, wo bei bestimmten Wetterlagen die Kondensstreifen wie ein Netz am blauen Firmament hängen. Mich beschäftigt, was die da oben gerade machen, wenn sie über meine Heimat fliegen.

Zum Beispiel die Leute aus Krakau, die unterwegs nach London sind. Vielleicht sitzt da oben jemand, der die Heimat verlassen hat, um in England einen Job anzutreten. Auf den überteuerten Kaffee haben viele verzichtet, aber mancher versucht sein Glück mit den angebotenen Rubbellosen.

Auch BA 847 ist von Polen ins Königreich unterwegs, von Hauptstadt zu Hauptstadt. Die Business Class ist sicher voll mit Diplomaten und „International Civil Servants“, die einen Rotwein schlucken und mit der Stewardess flirten (oder mit dem Steward). Hinten sitzen vielleicht Journalisten auf dem Weg in die Redaktion. Sie mögen schon ihren Beiträgen zur Flüchtlingskrise in Polen den letzten Schliff geben. Es soll heute Abend noch „live“ gehen, wie es so schön heißt.

Im Condor-Flug nach Hamburg ist die Stimmung gedrückt. Der wunderbare Urlaub ist vorbei und bald beginnt wieder der Stress mit dem Chef. Noch einen letzten (überteuerten) Drink vor der Landung, bevor der Müll eingesammelt wird.

Vorne sitzen Zürcher Banker in der Swiss-Maschine, stelle ich mir vor. Sie haben den Laptop auf dem Tischchen und gehen letzte Zahlen vor der Sitzung am Nachmittag durch – es soll abends zurück nach Zürich gehen. Die Besatzung verteilt schon Schokolädchen.

Das Leben über mir ist bunt, alles ist dabei: Von der Tante auf dem Weg zur Nichte bis zum Manager, der den Einsparplan für die Filiale in XYZ dabei hat. Und so verklingt das Dröhnen und der Kondensstreifen löst sich auf – bis die nächste „gelbe Mücke“ kommt.

4 Gedanken zu “Gewimmel am Himmel

  1. In den Swiss-Fliegern ab Zürich sitzen manchmal auch die SinnlosReisenden. Obwohl die Schweiz unglaublich teuer ist (ein Cappuccino zum Preis eines Kleinwagens), sind die Flüge oft billiger als von München oder Frankfurt. Und die Anreise mit der SBB ist ein Genuss: pünktlich, komfortabel, sauber.

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