Die Spinnen!

Es ist wieder soweit – und ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Sommer zu Ende geht. Sie krabbeln abends und nachts durch Ritzen oder offene Fenster ins Haus, ins Gästebad, in den Hausflur und ins Schlafzimmer. Und dann spannen sie ihre Netze in der Hoffnung auf, dass sich ein Mückchen verirrt.

Spinnen scheinen unendlich Geduld zu haben, auf ihr Essen zu warten. Ich bin mir meines biologisch-ökologischen Fehlverhaltens bewusst, aber im Schlafzimmer hilft manchmal nur der Staubsauger. Ich würde sie ja gerne heraustragen, aber bis ich sie auf der schwankenden Matratze einfange, habe ich mir das Knick gebrochen. Ein Opfer zu viel.

Ein aktueller Artikel aus der NEW YORK TIMES

Dennoch, als im vergangenen Winter meine Enkelin an der Kellertreppe eine entdeckte („Uhh, Opa, eine Spinne!“), blieb ich ganz cool. „Ach, das ist Spinny. Die ist bei uns eingezogen“ meinte ich. „Jeden Morgen sage ich ‚Hallo Spinny, gut geschlafen?'“ Meine Enkelin blieb skeptisch und beobachtete mich am nächsten Morgen auf dem Weg in den Keller (von wegen, Kinder vergessen schnell): Gerade noch im letzten Moment fiel mir ein: „Guten Morgen Spinny, wie geht’s?“ Das Kind war beruhigt, Opa hat noch eine nette Mitbewohnerin.

Inzwischen ist Spinny gewachsen und hat zwei Kinder, natürlich Töchter (meint meine Enkelin). Und es stimmt, wären es Jungs, wären es ja Spinner!

P.S.: Keine Angst, die Spinne oben im Aufmacherfoto ist nicht hier heimisch, sondern in Indien. Das Foto entstand bei einem Spaziergang auf dem Chanmundi Hill bei Mysore (heute: Mysuru) in Karnataka. Zwischen den Büschen gab es ganze Kolonien ihrer Netze. Die Tiere sind rund 2 cm groß.