„Nichts geht ohne Tee“ in der Türkei. Das kleine Gläschen mit dem dazu servierten Würfelzucker ist so ubiquitär, dass es als Symbol für das Land gelten könnte, wie der Bierkrug für Bayern.


Nach dem Vereinigten Königreich ist die Türkei der zweitgrößte Konsument von Tee (pro Kopf) weltweit. Jeder Türke trinkt dreimal so viel Tee wie der Deutsche (man hätte sogar mehr vermutet). Aber im Gegensatz zu uns muss die Türkei den Tee nicht importieren, sie baut ihn selber an.
Das Hauptanbaugebiet liegt um die Stadt Rize am Schwarzen Meer. Von Trabzon aus fuhren wir im Mai 2016 in einer guten Stunde der vierspurigen Küstenschnellstraße entlang nach Osten in die türkische Tee“kapitale“. Von der kleinen Festung hat man einen guten Blick über Stadt und Umland.

Und das wird dominiert von Teegärten, in welche die Stadt buchstäblich hinein wächst. Selbst die steilsten Hänge sind mit Tee bepflanzt. Es ist eine wohlhabende Gegend, das ist leicht zu erkennen. Zusammen mit dem Tee werden hier im Nordosten der Türkei auch Haselnüsse angebaut, eine reiche Agrarlandschaft mithin.




Bei der Abstimmung zur Verfassungsänderung im Jahr 2017 haben die Bürger in der Region Rize mit großer Mehrheit für die von (damals) Ministerpräsident Erdogan vorgeschlagene Präsidialverfassung gestimmt. Im Mai 2016 prangte sein Konterfei an einer Hauswand am Marktplatz (er sah vor sechs Jahren noch deutlich jünger aus). Es war vor dem versuchten Putsch vom Sommer 2016, der die Innenpolitik des Landes auf den Kopf stellte.

Die Schwarzmeerküste liegt diametral entgegengesetzt von den Touristenhochburgen an der Südwestküste, aber die Gastfreundlichkeit dem Besucher gegenüber ist mindestens die gleiche. Getrennt vom Rest des anatolischen Hochlandes durch das Pontische Gebirge zeigt sich hier eine ganz andere Geographie: grüne Wälder, Weiden und gemäßigtere Temperaturen. Bei über 2000 m ist es im Mai im Gebirge noch eisig, ja es liegt zum Teil noch Schnee.


Wir sind seit 2016 nicht mehr in der Türkei gewesen. Früher fuhren wir jährlich auf und ab durch das Land, meist von Ankara und immer von Kappadokien aus. Nur wenige Reiseziele auf der Welt bieten eine kulturelle und landschaftliche Vielfalt gepaart mit einer exzellenten Infrastruktur wie die Türkei. Dazu kann man von deutschen Städten in fast jede Provinzstadt fliegen, von Samsung bis Diyarbakir, von Adana bis Izmir.
In weniger als einem Jahr (bis 23. Juni 2023) sind Wahlen in der Türkei. Man kann gespannt sein, wie die erste Legislaturperiode einer Präsidialverfassung von den Wählern bewertet wird.
Again what learned, danke
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