Die Wandmalerei an der Tankstelle in Goa wirbt mit einem deutschen Produkt: Beleg für Zuverlässigkeit und Qualität. Das Foto ist einige Jahre alt, aber jüngeren Datums ist der Clip (unten), der z.B. über CNN weltweit geschaltet war.
Hier werden „wir“ als eine Art gut geölter Maschine vorgestellt, die alles erfindet und entwickelt und daher ideal als Investitionsstandort sei. Ganz einfach „Germany works“.
Wie anders ist die derzeitige Alltagserfahrung. Ja, ja, die Pandemie. Wegen dem Krieg, ich höre Erklärungen und Entschuldigungen allenthalben: „Der Beamer steckt noch auf einem Frachter vor Shanghai“ oder „Denim aus der Ukraine derzeit nicht lieferbar, Jeans kommen deshalb nicht rein“ oder „Wir kriegen keine Microchips, daher müssen Sie neun Monate auf den Neuwagen warten.“
Man merkt immer häufiger: Die Dinge funktionieren bei uns nicht mehr wie früher. Der Ersatzreifen für mein Auto müsse bestellt werden, könne zwei Tage dauern – sagte meine Werkstatt. Aus zwei wurden drei, vier, fünf, sechs …. Gerade als ich aufgab, erhielten wir den Anruf, jetzt sei er da. Die Werkstatt werde umgehend den Reifen aufziehen (Tag 8).
Okay, die Gründe – Logistik, (not) just-in time, Supply Chains interrupted, Covid in China – sind bekannt. Immer mehr gleichen wir uns so den Bedingungen an, die für viele im Rest der Welt Alltag sind: Nichts ist planbar, fast alles muss improvisiert werden. Die größte Überraschung ist dann der „Normalfall“ – das eigentlich Erwartbare wird zur Ausnahme, ja zum Wunder.
Vielleicht ist dies das „Tröstliche“: Im Chaos wird die Menscheit vereint. Und nicht Germany is Number 1, sondern derjenige, der sich mit den neuen Bedingungen am besten arrangieren kann.
„Germany Works“ man o man, da hat aber ganz schön jemand auf die Kacke gehauen. Bloß gut, dass keine Zeit mehr war, über Mobiles Netz, Bahninfrastruktur, Zustand von Brücken, Digitale Bildung, Landesverteidigung zu berichten … Schwein gehabt.
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