Mein alter Laptop – einer wie wir

Vor knapp neun Jahren war er auf der Höhe der Zeit: schneller Prozessor, großer Arbeitsspeicher, ein verschlanktes, leistungsfähiges Gerät. Jetzt wird er langsamer

Es braucht Zeit, bis er die Startseite erreicht. Sein Akku wird schneller leer und braucht mehr Zeit, um voll aufgeladen zu sein. Die Browserfenster öffnen sich schwerfällig und selbst ein Update des Betriebssystems wirkt wie ein vergeblicher Besuch beim Arzt.

Morgens vor dem Frühstück hole ich ihn an den Küchentisch, starte ihn und koche erst einmal meine Tasse Kaffee. Er ist dann bereit: Kennwort eingeben und Apps starten. Ich rühre in aller Ruhe in meinem Kaffee und schaue aus dem Fenster auf den grüner werdenden Garten.

Mein Laptop hat mich als Arbeitsmittel in einem hektischen Beruf begleitet, auf Reisen, durch Flughafen-Scanner, in Hotelzimmern in fernen Ländern. Jetzt entschleunigt er, wie ich.

Wir haben beide genug Zeit, um in aller Ruhe zu browsen. Dabei grasen wir Webseiten ab, die uns gar nicht froh stimmen. Die E-Mail App von Windows ist auf nimmer wiedersehen verschwunden. Ich habe alles an Apps „deinstalliert“, was überflüssig ist. Aber mein Laptop wird nur kurzzeitig fitter. Dann verlässt ihn die Energie schnell wieder.

Ich habe ihn und seine Desktop-Vettern in unseren Arbeitszimmern mit einem Virenschutzprogramm verbunden, er scheint dafür dankbar. Aber gegen die kleinen Dinger in der Hosentasche, die viel mehr können als er, hat er keine Chance.

Dennoch bleibt mir mein alter Laptop treu. Wenn die Kaffeetasse ausgetrunken ist, schalte ich ihn ab. Selbst das Runterfahren fällt ihm schwer. Über den Frühstückstisch traut er sich nun nicht mehr hinaus. In der Ferne ist jetzt ein kleines flottes Notebook mein Begleiter. So ist das Leben.