Safran siegt

Unbemerkt in unseren Medien und inmitten des europäischen Krieges hat Indien gewählt, genauer fünf Bundesstaaten. Von Goa an der Westküste bis zu Manipur an der Grenze zu Myanmar gingen weit mehr als hundert Millionen (!) zur Wahl. Alle Staaten zusammen haben rund 240 Millionen Einwohner, die Wahlbeteiligung lag überall zwischen 60 und 70 %.

In vier Staaten konnte die Regierungspartei von Premierminister Modi, die BJP (Indische Volkspartei), Mehrheiten halten oder ausbauen. Nur im von hochentwickelter Landwirtschaft geprägten Punjab (an der Grenze zu Pakistan) errang die AAP, die Partei, die sich hinter den weltweit Schlagzeilen gemachten Bauernprotest (u.a. Straßenblockaden zur Hauptstadt Neu Delhi), einen Erdrutschsieg. Überall abgeschlagen die Kongresspartei (INC), über Jahrzehnte führende politische Kraft in Indien, vor allem im Norden. Dazu gibt es viele kleinere Regionalparteien, die in den Landesparlamenten in Koalitionen eingebunden werden.

Besonders bemerkenswert ist es, dass in Uttar Pradesh ein Yogi als Ministerpräsident von den Wählern bestätigt wurde, ein Staat mit mehr Wählern als Deutschland und Frankreich zusammen. Die Bildersammlung oben (aus verschiedenen Internetquellen) zeigt den Wahlkampf und einige Wahlergebnisse. Fahnen mit der Lotusblume sind die der BJP, mit der erhobenen Hand die der Kongresspartei. Diese Symbole finden sich auch auf den Zeitungsseiten großen Stimmzetteln. Bei Abgabe der Stimme werden die Finger mit einer schwerlöslichen Farbe markiert, damit nicht mehrfach abgestimmt werden kann.

Mönchen in Sarnath, nahe Varanasi

Der Wahlsieg der BJP ist ein Vertrauensvotum für Narendra Modi und seine Partei. Sie steht wegen ihres hindu-nationalistischen Kurses, zumindest von seinem radikalen Flügel, häufig in der Kritik im In- und Ausland. Ein großer Anteil von Wählern im Norden sieht das anders: Hier zählen Kampf gegen Korruption und für wirtschaftliche Absicherung. Die BJP repräsentiert Modernisierung (einschließlich Digitalisierung für alle Inder) bei gleichzeitiger Betonung der hinduistischen Mehrheitsgesellschaft.

Die Gegenpartei, der Indische Nationalkongress, die Partei von Nehru und Indira Gandhi, steht auf verlorenem Posten, vor allem in ihrem Stammland Uttar Pradesh. Sie setzt wohl zu sehr auf (auch dynastische) Kontinuität und übersieht den sozialen und wirtschaftlichen Wandel. Ihre Inklusion von Minderheiten (Muslime, Christen, Kastenlose) wurde ihr als Suche nach Vote Banks vorgehalten (sozusagen Bankkonten, von denen man Wähler abrufen konnte), die ihr unterstellte oder tatsächliche Korruption haben die Wähler im Norden nachhaltig verschreckt. So betont der Wahlsieger Modi auch, Indien wähle nicht mehr nach Kasten oder Communities, sondern nach Programm und politischer Leistung.