
Der Blick zurück auf Bilder und Begegnungen aus der Vergangenheit kommt mir angesichts der Gegenwart vor, wie der Blick in eine Welt, die verloren erscheint. Das gilt umso mehr für die Geschichte dieses Bildes.

Nirmal stand hinter mir in der Schlange zur Fähre nach Sagar Island. Das war an einem schwül-heißen Augusttag des Jahres 2017. Niedrigwasser hatte die Fähren über den schlickreichen Unterlauf des Ganges aufgehalten, und so drängten hunderte Menschen, buchstäblich Körper an Körper, um zuerst auf die Fähre zu gelangen.
Auf der Insel angekommen half mir Nirmal bei der Suche nach einem Taxi, das mich an die Südspitze der Insel bringen sollte (und beim Aushandeln des Fahrpreises). Dort, wo der heilige Fluss ins Meer mündet und der Kreislauf des Wassers, wie der der Seelen (siehe meinen Blogpost von damals), von vorne beginnt. Da er Zeit hatte, fuhr er gleich mit.
Er zeigte mir den großen Platz für die jährliche Mela, wo sich im Januar hunderttausende Pilger treffen, um ihr Seelenheil zu erbitten. Er selbst war Angestellter einer Elektrizitätsgesellschaft und hier zeitweise stationiert. Es gibt viel zu tun, da die Insel wie die Ganges-Mündung insgesamt in der Zugbahn tropischer Zyklone liegt. Seine Frau und Familie lebten in Murshidabad, im mittleren Westbengalen. Er schlug vor, dass ich mir den Tempel anschaue. Er selbst wollte nicht mitkommen, er sei Muslim. So setzten wir uns in die Cafeteria, die dem Tempel benachbart war, tranken Tee und aßen ein paar Chapattis. Auf der Rückfahrt zur Fähre setzte ich ihn an seinem Wohnheim im Zentrum der Insel ab.