Heiliges Tafelwasser

Niclas, der überaus freundliche Ober, zählte die selbstgemachten Limonaden auf, die er anzubieten hatte. Ich wählte „Birne-Zimt“ und meine Frau bestellte ein stilles Wasser. „Groß oder klein?“ fragte Niclas. Groß wollte sie. „In Ordnung!“

Er brachte wenig später die köstliche Limonade und dazu eine große Karaffe Wasser mit passend schön geformten Gläsern. Das Wasser war – nun ja – H2O. Wir ahnten nicht, was wir da zu den bestellten Dosa (südindische crispy Reisfladen, wahlweise mit Füllung Vegan oder als Chicken Tandoori) zu uns nahmen. Das Essen war köstlich und das Wasser gab dem exotisch gewürzten Mahl eine typische Note, ganz wie in Südindien, nur ohne die Temperaturen.

Erst auf der Rechnung entdeckten wir, warum wir uns so gut und angeregt fühlten: die Karaffe war mit heiligem Wasser gefüllt. Holy Water, für 4,90 Euro. Da es weit und breit keine entsprechende Marke von Tafelwasser gibt, gingen wir nach der Google-Suche davon aus, dass wir gesegnetes Wasser zu uns genommen hatten – von einem heiligen Mann in Safrangewand.

Nun sind wir als Katholiken geweihtes Wasser gewohnt – Weihwasser, aber getrunken hatten wir so etwas noch nicht. Eine ganz neue, sinnliche Erfahrung, sozusagen eine Segnung von Innen. Wir werden wieder kommen.