Eine kleine Schöpfungsgeschichte

Am Anfang schuf Gott den Optimismus.

Die Dinge werden mit Zuversicht angegangen, alles wird gut werden. Und tatsächlich – Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen. Das war der erste Tag.

Am zweiten Tag schuf Gott die Neugier.

Was wird kommen, was kann ich alles lernen? Wie wird alles ein? Und Gott sah, das es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen. Das war der zweite Tag.

Am dritten Tag schuf Gott die Verwunderung.

Ist ja doch alles ganz anders, als erwartet. Erstaunlich, daran hatte ich nicht gedacht. Was mag noch alles anders sein. Und Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde morgen. Das war der dritte Tag.

Am vierten Tag schuf Gott die Einsicht.

Nun gut, es muss halt so sein. Macht vielleicht Sinn, für irgendetwas wird es gut sein. Und wirklich, Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen. Das war der vierte Tag.

Am fünften Tag schuf Gott die Resignation.

Die Hoffnung schwindet, die Dinge fügen sich, ohne dass du Einfluss hast. Man kann nichts ändern. Gott gefiel das nicht, aber er nahm sich vor, es am nächsten Tag besser zu machen. Es wurde Abend und es wurde Morgen. Das war der fünfte Tag.

Am sechsten Tag schuf Gott die Geduld.

Nicht so schnell aufgeben, besser abwarten. Warten, warten, warten. Gott sah, dass er sich verbessert hatte und war zufrieden. Es wurde Abend und es wurde Morgen. Das war der sechste Tag.

Am siebten Tag schuf Gott die Dankbarkeit.

Danke ist schnell gesagt, eine Floskel, ein zu kurzes Wort. Dankbar sein beschreibt es schon besser. Ein Gefühl, dass alles gut wurde, durch viele Hände und Mühen. Gott hatte sich nicht ausgeruht. Es wurde Abend und es wurde Morgen.

Im Auf und Ab der Tage war für jede Stimmung etwas dabei. Und das war gut so.