Wenn ein Tag alles verändert

Auch im digitalen Zeitalter brauchen Nachrichten von den Antipoden unseres Planeten einige Zeit, bis sie uns erreichen. Erst recht, wenn alle Verbindungen abgeschnitten sind. Im Südseeparadies Tonga, einem kleinen Königreich von Inseln auf der Gegenseite des Globus, änderte sich eine trügerische Idylle am 15. Januar am späten Nachmittag Ortszeit: Der 50 km nördlich der Hauptinsel Tonga und zum großen Teil unter Wasser liegende Vulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai explodierte mit der Wucht einer thermonuklearen Bombe.

Die Satellitenbilder und die von Handykameras aufgenommen der Bewohner erreichten uns nach und nach, von der ungeheuren Schockwelle in der Atmosphäre und den Tsunamiwellen danach. Dass sich dann eine Ascheschicht auf die Inseln senkte und die grüne Tropenvegetation in eine graue Landschaft verwandelte, zeigen jetzt, eine Woche später die „Vorher/Nachher“-Animationen der Nachrichtenkanäle. Die Landebahn des Flughafens auf der Hauptinsel wurde inzwischen von den Bewohnern freigeschaufelt, so dass Hilfslieferungen aus der Luft die Inseln erreichen – auch Schiffe sind aus Neuseeland und Australien unterwegs. Aber für die Menschen im Königreich Tonga wird monatelang nichts mehr sein, wie zuvor.

Quelle: https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/umwelt/tonga-vulkan-satellitenbilder-zeigen-bedrohliche-folgen/

Diesen heftigsten Vulkanausbruch der vergangenen Jahrzehnte hat niemand vorausgesagt. Im Südpazifik werden die Vulkane des pazifischen „Feuerrings“ nicht so überwacht wie auf Java, in Japan oder an der US-Westküste.

Die Geologie unseres Planeten zeigt uns erneut, wie fragil die dünne Kruste der Erdoberfläche ist. Auf ihr und der Luftschicht darüber spielt sich unsere ganze Existenz ab. Dass wir derzeit über Krieg und Frieden diskutieren und mit Drohgebärden agieren, als wären wir Gangs auf einem Abenteuerspielplatz, zeigt wie kindisch unsere Zivilisation geblieben ist.

Vulkane und Erdbeben haben den Vorteil, dass wir uns nicht über vom Menschen gemachte Ursachen streiten müssen: Sie gibt es einfach als Beigabe des Planeten Erde. Sie bleiben aber als Metaphern für das Unvorhersehbare, für trügerische Sicherheit und dafür, dass morgen alles anders sein kann. Aber wer will das schon wirklich wissen?

The Day when the world went dark. Aljazeera.com 23 January 2022