Baobab-Bäume, Wadis und Kamele

„… sonst keine Menschenseele“ möchte man hinzufügen. Nun fast, die ich hier in Dhofar traf sprachen alle Deutsch. Wer ein Winterreiseziel nach RKI-Liste sucht, der ist in Oman richtig. (Aber nicht verraten, die im gehypten Dubai sollen ruhig dort bleiben.)

Von Salalah aus führen die Straßen 47 (Richtung Grenze zum Jemen) und 49 (nach Osten, vierspurig bis Mirbat) an der Küste entlang. Die Dramatik der Kalk- und Karstlandschaft und der gewagten Straßenführung Richtung Westen ist kaum zu beschreiben, die nach Osten ist etwas langweiliger. Dafür gibt es eindrucksvolle Abstecher in das Küstengebirge, das bei Mirbat den Bogen um Salalah abschließt.

Einer dieser steilen Auffahrten führte mich zu einer kleinen Gruppe von Baobab- oder Affenbrotbäumen, die wohl vor hunderten von Jahren aus Afrika eingeführt worden sind. In einer engen Kurve meinte mein Navi: „Sie haben das Ziel erreicht.“ Zunächst war nichts zu sehen, aber beim Blick über die Straßenbegrenzung sah ich dann die Gruppe jener auffälligen Bäume, in einem kleinen Tal versteckt.

Baobab-Bäume im Hinterland von Mirbat

Ich entdeckte von hier oben einen schmalen Weg weiter unten, der zu den Bäumen führte – Allradantrieb hat seine Vorteile. Die Bäume sind in der Trockenzeit graue Eminenzen zwischen Akaziengestrüpp, ihr Alter sieht man ihnen an. Manche könnten eine Rolle in einem Harry Potter Film spielen…

An ihrem breiten Fuß bilden die Wurzeln bizarre Formen. Zur Geisterstunde scheinen sie zu sprechen. Was sie sich wohl erzählen würden?

Außer Vogelgezwitscher und das Plätschern eines nahe gelegenen Baches war kein Geräusch zu vernehmen. Die Bäume sozusagen unter sich.

An einem Baum weiter oben am Hang hängen noch Früchte.

Zurück auf der Küstenstraße und Richtung Salalah verwies ein Schild auf das Wadi Darbat im Hinterland von Taqa. Wieder ging es steil und kurvenreich den Gebirgsabfall hoch.

Was sich dann dem an braune und graue Landschaft gewöhnten Auge bot, schien wie das Werbefoto zum Paradies: türkisgrüne Pools, ein Dutzend Wasserfälle, welche sich in Kaskaden hineingossen, und grüne Vegetation aller Arten.

Man hätte ewig verweilen können. Aber eine Reise hat so ihre Zwänge: „… aber der Wagen der rollt.“

Hatte ich in den ersten Tagen im Dhofar noch bei jedem Kamel (ich meine das Tier) angehalten, so wurden die Herden von Tieren heute fast eine Plage für den Autofahrer. Sie lieben das Grasen am Straßenrand und die Straße selbst nutzen sie zum Weiterziehen. Ohne Warnung wechseln sie mitten auf die Fahrbahn, und das in Sekunden.

Es gibt zwar Warnschilder, aber Kamele gibt es mehr als Rinder oder Ziegen. Autofahrer geben sich Warnzeichen per Lichthupe. Auf der Straße 49 waren heute viele Herden unterwegs, auf einer vierspurigen Schnellstraße, die bis 120 Km/h erlaubt. Die Omanis nehmen es gelassen, und der Hirte fährt im klimatisierten SUV seinen Tieren hinterher. Irgendwann wird vielleicht der unachtsame Autofahrer zum Kamel.

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