Ein Blick aus der Ferne

Nein, keine Angst. Das Bild vom städtischen Friedhof in Tias, westlich von Arrecife, soll keine morbiden Gedanken wecken. Auch nicht die Schlange vor dem Covid-Testzentrum neben unserem Hotel.

Aber selbst hier auf Lanzarote ist irgendwie Corona immer dabei: Wir tragen Masken, selbst am Vulkan, und wir desinfizieren uns die Hände vorm Buffet.

Corona ist mit uns, aber es schreckt uns nicht: Sonne, allgegenwärtiger starker Wind und eine Landschaft, die den unsere Lungen bedrohenden Winzling erdrückt. Sie macht den Blick frei für die Welt jenseits unseres Pandemiealltags. Manchmal braucht man das, auch wenn wir unweigerlich am Ende der Woche zurückkehren müssen in den Advent vorm Weihnachtslockdown. Sich wieder einschließen müssen? Hier in der gleisenden Sonne der Kanaren noch undenkbar.

Die Vulkane im Timanfaya-Nationalpark sind Zeugen der Urgewalt unseres Planeten, und sie haben das hier zuletzt vor 290 Jahren eindrucksvoll gezeigt.

Unser Bus fährt uns zu dramatischer Musik (Mozart’s Requiem und zum Schluss „Also sprach Zarathustra“) durch eine atemberaubende Szenerie. Die Fahrt endet am von César Manrique entworfenen kreisrunden Restaurant El Diablo. Durch eine Panoramascheibe blicken wir auf feurig rote Hänge. Derweilen werden unsere Bratwürste über der Vulkanhitze zubereitet.

Manrique hat die Vulkanlandschaft mit seiner Kunst nahbar gemacht. Sie verliert nicht nur ihren Schrecken, sie erweitert unseren Blick für die Schönheit der Feuerberge und der von ihnen geschaffenen Landschaft. So zum Beispiel in der Jameos del Agua am Gegenende der Insel. Dort hat er Lavahöhlen am Meeresufer in Restaurants verwandelt, einen Pool und sogar eine Konzerthalle angelegt. Alles ist in seinem unverwechselbaren Stil gestaltet, ein Spiel mit Farben zwischen dem schwarzen Lavagestein.

Irgendwer müsste unsere Sichtweise auf das Coronavirus so verändern, wie der Künstler auf Lanzarote den Blick auf die Vulkanlandschaft.