Per E-Mail bestätigte Jesùs, unsere Herberge sei bereitet. „Quedamus a su disposición“ schloss der Hotelmanager seine Nachricht. Also auf nach Santiago de Compostela. Unterwegs bei Sarria sahen wir die Wanderer auf dem Jakobsweg aus unserem Autofenster.
Später trafen wir viele wieder auf dem Platz vor der Kathedrale und bei der Suche nach einer Bleibe.
An diesem sommerlichen Oktobertag konnte man die Freude der Pilger nachfühlen, die tagelange Märsche hinter sich hatten. Auf den Plätzen rund um das Pilgerziel floss nicht nur Schweiß, sondern Bier und Wein in Strömen. Deutsche und Italiener machen das Gros der Pilger aus.

Wir reihten uns ein in die Besucher am Grab des Apostels Jakobus, so etwas wie der Nationalheilige Spaniens. Über eine Million Besucher kommen jedes Jahr in die Hauptstadt Galiciens, für Santiago ein Wirtschaftsfaktor und für die Kirche seit 1000 Jahren ein Gewinn an Edelmetall. Das zeigte sich am Hochaltar, der vor Gold glänzte.

Die berühmte Weihrauchampel wurde nicht durchs Kirchenschiff geschwenkt, aber trotz Selfi-schießender Gläubiger blieb uns ein Eindruck von – wenngleich flüchtiger – Frömmigkeit und Respekt vor der ungeheuren Wirkung Santiagos auf Menschen aus aller Welt.
Am Anfang des Jakobsweges (Nachtrag 24.10.21)
In Sachsen-Anhalt gibt es einen „Zubringer“, von Magdeburg über Schwanebeck und das Kloster Huysburg nach Halberstadt. Wir sind heute ein Teil des Weges entlang spaziert.
Als wollten die Galicier sich beweisen, dass die Provinz und ihre Bewohner nicht nur auf Heilige und Pilger zu reduzieren sind, haben sie im Südosten der Stadt auf einem Hügel eine ganze Citade da Cultura de Galicia errichtet. Ein irres Ensemble von Museum, Tagungshalle und Nationalbibliothek, umgeben von Parks und alles in einer „Premiumarchitektur“ der Postmoderne.

Wir durchstreiften die Ausstellung „Galicia futura„, aber es war nicht leicht, eine klare Linie dafür zu erkennen. Irgendwie wollte man Vergangenheit und Zukunft verknüpfen.
In jedem Fall aber ist die Anlage ein Gegengewicht zum Jakobusgrab und dem Pilgertourismus. Von letzterem war hier oben auf der Anhöhe nichts zu spüren.