Wanderer, kommst Du nach Sparta …

…. dann verkünde denen, die mich suchen, dass sie beim verblichenen Schild abbiegen und dem Weg bis zu den alten Olivenbäumen folgen. Hier wurde ich, Leonidas, mit meinen Mannen ertüchtigt, bevor wir an den Thermopylen unser Leben für Europa hingaben. Mein Denkmal steht vor der Flagge der Griechen und der Europas.

Sie waren immer das Gegenmodell, die Spartaner. Straff militärisch organisiert, Schwächlinge strafend und außer an körperlicher Ertüchtigung an wenig interessiert, halt spartanisch und ansonsten lakonisch. Da gegen die Athener: liberal, kultiviert, gewaltige Tempel bauend.

Irgendwie so habe ich den Geschichtsunterricht in der Quarta in Erinnerung. Heute sind wir nach Sparta gefahren, es musste sein. Der antike Rivale von Athen taucht auf den Besichtigungsrouten kaum noch auf, er hat auch keine Akropolis hinterlassen. Jedenfalls muss man die Reste unter Olivenbäumen suchen.

An den Rängen des Amphitheaters mähten Spartaner das trockene Gras. Ein Schild mit der EU-Flagge gab an, dass 1,6 Millionen Euro für die Restaurierung aufgewendet würden. Leonidas wäre erfreut. Ohne ihn wären wir heute persisch.

Die Spartaner haben keine Skulpturen oder Inschriften hinterlassen. Wir wissen nur, was die Sieger über sie erzählen. Nichts Gutes, wie ich mich erinnere. Und so versank Sparta als Loser der Geschichte im Nirgendwo. Nur als Helden der Thermopylen sind sie uns in Erinnerung geblieben. „Wanderer, kommst Du nach Sparta, so verkünde dorten, du habest uns hier liegen sehen, wie das Gesetz es befahl.“

Aber unweit der Ruinen des antiken Spartas fand man ein Mosaik aus römischer Zeit. Es liegt gegenüber der National Bank of Greece in einem eigens errichteten Gebäude und zeigt Europa, wie sie frivol auf dem Stier reitet, in den sich Zeus verwandelt hat. Das Mosaik bildet die Rückseite der griechischen 2-Euro-Münze. Leonidas und seine Mannen kommen zu spätem Ruhm.