Zwei Löwen kamen uns gestern Nachmittag im schräg einfallenden Sonnenlicht entgegen: der Markuslöwe von Venedig an einem Tor der Festung Palamidi, hoch über Nafplio – und der bayerische Löwe, in einen Felsen am Stadtrand gehauen.

Müde schläft der vor sich hin, eine sympathische Erinnerung an bayerisches Königtum in Griechenland. Die schon 1840 geschaffene Skulptur diente wohl einer eher tragischen Erinnerung: viele von Otto von Wittelsbach nach Griechenland mitgenommenen Beamte und Soldaten starben hier an Typhus. Da sage mal einer, es gäbe keinen Fortschritt (man hätte sich damals wohl gern eine Schutzimpfung gewünscht).
Mehr als 200 Meter über dem Argolischen Golf trohnt die Festung Palamidi, eine Hinterlassenschaft der Venezianer. Das Wappentier der Stadtrepublik ziert eine der vielen Bastionen. Von hier hat man einen fantastischen Ausblick über die Stadt, den Golf und die Ebene bis hoch nach Mykene. Unter uns haben schon 1500 v. Chr. Handelsschiffe aus dem ganzen östlichen Mittelmeerraum angelegt.

Von Mykene über Venedig bis nach Bayern reichen all die Geschichten, welche die Steine hier erzählen könnten. Sie bleiben aber stumm und denken sich vielleicht verwundert, was die Menschen mit Masken am frühen Abend hier hoch treibt. Den Steinen der Festung jedenfalls konnte ein Virus noch nie was anhaben.
