Es sind nur noch wenige Kilometer zur Grenze nach China am Nathu La-Pass, aber Ausländer müssen am Tsomgo Lake zurück bleiben. Eine alte Handelsroute nach Lhasa verläuft an diesem See im Osten Sikkims entlang.

Der Pulverschnee reicht noch im April, wenn es unten in der Ebene brühend heiß ist, fast bis ans Seeufer. Wir sind in gut 4000 m Höhe. Das Wasser des Tsomgo ist den Menschen in Sikkim heilig. Die Wasseroberfläche glitzert wie eine diamantenbesetzte Decke im Sonnenlicht.
Aber die indische Armee kennt ihre Landsleute: Ein Schild mahnt: „Reinheit ist wie Göttlichkeit.“ Man befinde sich hier in 12400 Fuß näher an Gott. Ob göttlicher Beistand der Armee hilft, können wir nicht herausfinden. Aber der Tsomgo Lake und der Nathu La-Pass liegen in einer Zone immer wieder aufflammender geopolitischer Spannungen der beiden asiatischen Großmächte. Dabei hatten sich mit der Öffnung des Nathu La vor über zehn Jahren so viele Hoffnungen verbunden.

Die Hauptstadt Sikkims, Gangtok, ist nur gut 50 Straßenkilometer vom Grenzübergang entfernt. Nach ersten Entspannungen und Reisen vor allem auch indischer Pilger nach Tibet dient der Grenzverkehr nur beschränktem lokalen Warenaustausch.
Der See aber ruht still und stoisch inmitten der Geopolitik. Geduldig erträgt er die Touristen, die auf Yaks an seinem Ufer reiten dürfen.

Auf einer Landzunge am Südufer steht ein kleiner Tempel. Hier ist man dem Himmel nicht nur 12400 Fuß näher, sondern versinkt in der kühlen Luft auch in einen Zustand, der dem Himmel schon sehr nahe kommt.
