Böse Geister allenthalben. Ich las kürzlich in der New York Times, dass die Pandemie ihre eigenen Träume schafft. Das ist mir vorgestern passiert – ganz wie aus dem Lehrbuch der Psychologie.

Zusammen mit meiner Frau betrat ich die Lobby eines großen Kongresszentrums oder Hotels. Überall liefen Menschen hin und her. Ich schlug mich zur Rezeption durch. Gerade als ich mich einchecken wollte, war der Koffer nicht mehr da. Meine Frau war in der Menschenmenge verschwunden, wohl unterwegs zum Zimmer.
Als ich meinen Pass vorzeigen wollte, war der auch weg. Ich griff nach dem Rucksack, verschwunden, ebenso die Kamera. Ich schaute mich nach meiner Frau um, sie war nirgendwo zu sehen. Plötzlich merkte ich, dass ich aller meiner Kleider entledigt war. Ich stand splitternackt in der Hotellobby. Gerade noch konnte ich mich hinter einer Säule verstecken.
Verschämt schlich ich mich zum Security Desk hinter der Rezeption. Aber dort reichten mich asiatisch aussehende Angestellte in Uniform von einem zum anderen weiter, ohne meine Geschichte anhören zu wollen. Ich bat (in Englisch!) wiederholt, die Telefonnummer meiner Frau ausfindig zu machen. Das war in der Geschäftigkeit des Hotels wohl unmöglich.
Also hockte ich mich wieder hinter die Säule und wartete. Plötzlich legten sich wie von selbst T-Shirt und Sporthose um mich und eine Hand reichte mir von hinten meine Geldbörse. Aber es fehlten alle Kreditkarten, der Personalausweis und der Führerschein. Ich schaute mich um, aber keine Seele war weit und breit zu sehen. Wieder rannte ich zur Rezeption, um wenigsten die Kreditkarten sperren zu lassen. Zum Glück tauchte meine Frau auf. Gerade als ich ihr erzählen wollte, was mir passiert war, wachte ich auf.

Der Traum bildet wohl den Kontrollverlust ab, den das Virus unserem Dasein zufügt. Dinge des Alltags liegen nicht mehr in unserer Hand. Regeln zu unserem gesundheitlichen Schutz bringen andere in Existenznot. Schnelltests werden zur Zugangsberechtigung für viele alltägliche Erledigungen. Auch wenn Impfungen versprechen, uns unser altes Leben zurück zu geben, gibt es dafür keine Garantie.
Denn inzwischen zeichnet sich am Horizont ab, dass sich von Asien aus eine weitere Variante des Virus ausbreitet. Taiwan, Malaysia, Singapur und Thailand, die schon Öffnungen planten und bislang die Pandemie erfolgreich im Griff hatte, machen wieder dicht. Und sogar Japan, welches sich mit der Olympiade in Tokio öffnen wollte, sieht jetzt wieder große Gefahren herauf ziehen. Zudem ist ein Besuch bei unserem Sohn in Indien in weite Ferne gerückt.
So spielt das Virus selbst im Traum Tricks mit unserer Psyche. Dieser Traum von gestern immerhin brachte mich eher zum Schmunzeln.
