Bengalen ist das kulturelle Herz des modernen Indiens. Rabindranath Tagore, der den Text für die indische Hymne und die von Bangladesh schrieb, ist der Nationaldichter beider Länder und er ist ein Bengali. In Calcutta wurde der Indische Nationalkongress gergündet, die Partei von Gandhi und Nehru. Hier gibt es Theater, progressive Filmindustrie und eine enorme politische Debattenkultur.
Wie Tamil Nadu, Kerala, Assam und Pondicherry gab es auch in Westbengalen Parlamentswahlen: Heute (2. Mai 2021) stehen die Ergebnisse fest. Sie sind ein massiver Rückschlag für die in Delhi regierende BJP, die alles daran gesetzt hatte, Westbengalen zu gewinnen – mit Wahlkampf mitten in der Pandemie. Das Gegenteil ist der Fall, die lokale Regierungspartei All India Trinamool Congress mit einer Frau als Ministerpräsidentin, Mamata Banerjee, konnte die Mehrheit halten. Auf den Straßen von Calcutta und in den Dörfern hier im Deltaland wird sicher heute gefeiert.

In Westbengalen wurde nach vorläufigen Analysen nicht nur der desaströsen Pandemiepolitik der Regierung in Neu Delhi ein Denkzettel verpasst, sondern auch den Versuchen der BJP, die Bengalis in Hindus und Muslime zu teilen. Die wohnen friedlich in Stadt und Land zusammen.
In Kerala hat die seit fünf Jahren regierende Koalition aus Linksparteien eine eindruckvolle Bestätigung an den Wahlurnen erhalten. Und in Tamil Nadu gibt es einen Regierungswechsel: Eine Koalition aus der DMK mit der Kongresspartei hat hier gewonnen und allen sektiererischen Versuchen eine Absage erteilt, so jedenfalls bewertet es ein Bekannter in Pondicherry. Dort und in Assam hat die BJP allerdings die Wahlen gewonnen.
Nach all den bedrückenden und dramatischen Schlagzeilen aus Teilen Indiens sind dies einmal gute Nachrichten.
Wahlergebnisse in den indischen Bundesstaaten, THE HINDU online, 2.5.2021
Zu den Wahlergebnissen In Indien, Washington Post online, 2.5.2021
„Modi’s party loses a key election…“ THE NEW YORK TIMES online, 3.5.2021