Nordborneo: Warten auf die Fledermäuse

Fledermäuse haben derzeit einen ganz schlechten Ruf. Aber auch in der Vergangenheit waren die Tiere suspekt: Sie hängen tagsüber kopfunter an den Decken von dunklen Höhlen und erst gegen Sonnenuntergang fliegen sie aus. Nachtaktiv nennt man das. Kein Wunder, dass früher geglaubt wurde, Vampire seien Fledermäuse (oder umgekehrt).

Biologen wissen, dass Fledermäuse Lebewesen sind, die mit einer Vielzahl von Viren überleben können. Solange sie diese nicht auf Zwischenwirte und die dann auf uns übertragen, sind die Tiere ungefährlich und im Gegenteil wichtige Bestandteile des Ökosystems – wo immer sie auf dem Globus auftreten.

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Das alles war mir nicht bewusst, als ich im Februar 2019, ein Jahr vor der Pandemie, auf den Sonnenuntergang vor dem Deer Cave im Mulu-Nationalpark wartete. Der Park liegt mitten im Regenwald Nordborneos, im malaysischen Bundesstaat Sarawak und umfasst eine Gebirgsformation aus Kalkstein. Neben nadelartigen Bergspitzen gibt es im Nationalpark eine Reihe von Kalksteinhöhlen, die man unter Führung erwandern kann.

Vor dem Deer Cave in Mulu

Ich hatte ein 24-Stunden-Programm gebucht. Vormittags war ich von Miri, an der Küste unweit des Sultanats Brunei gelegen, nach Mulu geflogen. Das Propellerflugzeug war fast leer und landete nach 30 Minuten auf der Piste des Nationalparks.

Tags darauf für den Rückflug checkten nur zwei Passagiere ein. Die Piloten baten uns, auf den hinteren Sitzen Platz zu nehmen, um so die Maschine zu trimmen. Am Flugplatz in Mulu wurde ich von den Organisatoren abgeholt und die paar hundert Meter zum Park Centre gebracht. Dort wird der Besucher registriert und erhält ein farbiges Armband für die Zeit des Besuchs.

Unser Flugzeug nach der Landung in Mulu

Ich hatte eine Cottage gebucht, durchaus „luxuriös“ mit Klimaanlage im unendlich schwülen Klima. Internet gab es nur im Parkzentrum, wo in einer Cafeteria Getränke und Mahlzeiten angeboten wurden. Begrüßt wurde ich zusammen mit drei weiteren Teilnehmern, Anwälte aus Kuala Lumpur, von Maria. Sie stammte von den Philippinen und war für die 24 Stunden unser Guide. Am frühen Nachmittag machten wir uns zur Wanderung Richtung Lang Cave und dem viel größeren Deer Cave auf. Etwa 3 km ging es auf Holzplanken durch den Regenwald.

Die Eingangshalle des Deer Cave ist gut 150 m hoch, der Kölner Dom würde wohl hinein passen. Das Wasser des feuchten Klimas sickert durch die Decke, es ist rutschig. Aber der Weg durch den Dschungel und in der Höhle ist perfekt ausgebaut und leicht zu bewältigen.

An der Höhlendecke, kaum auszumachen, sah man dunkle Matten. Das seien Fledermäuse, wohl um die 10 Millionen, meinte Maria.

Es war inzwischen später Nachmittag, Zeit zurück und zu einem Platz zu wandern, der wie ein Open-Air Kino für den abendlichen Bat Exodus ausgebaut war, samt Kiosk für dringend notwendige Getränke.

Hier warteten wir mit einem guten Dutzend anderer Touristen im abnehmenden Sonnenlicht und mit drohenden Gewitterwolken auf den abendlichen Exodus. Und die Fledermäuse enttäuschten nicht: Wie bestellt bot sich ein Schauspiel, das ich so nicht erwartet hatte. Maria verfügte über einen Feldstecher und warnte uns, dass die erste Kohorte Fledermäuse am Höhlenausgang kreise. Und dann kamen Schwarm über Schwarm aus der Höhle. In schlangenartiger Formation fliegend verschwanden die Tiere über den Wald. Mein Fotoapparat versagte, aber die kleine Filmkamera konnte das Ereignis am inzwischen grauen Himmel gut einfangen.

Clip von knapp 2 Minuten zum Bat Exodus

Das Schauspiel war beeindruckend und wären nicht Blitz und Donner näher gekommen, wir hätten bis in die Dunkelheit geschaut. Aber es war eine halbe Stunde zurück zum Parkzentrum, also trappten wir los und kamen tatsächlich vor dem ersten Wolkenbruch dort an. Nass waren wir aber sowieso….

Am Vormittag des zweiten Tages in Mulu organisierte Maria eine Kanufahrt auf dem Sungai Melinau Paku zu zwei weiteren spektakulären Caves (Clearwater und Cave of the Winds). Unterwegs machten wir Halt an einem Markt, auf der Einheimische kunsthandwerkliche Produkte anboten.

Am Cave of the Winds wurde ein Picknick serviert, bevor es zurück ging ins Parkzentrum und von dort direkt zum Flugplatz. Am frühen Nachmittag war ich zurück in Miri, meine malaysischen Reisekollegen blieben noch einen weiteren Tag in Miri.

Weitere Blogbeiträge zu meiner Reise im Februar 2019:

Niah. 40.000 Jahre Geschichte im Dschungel.

„Brooke. James Brooke“ Rajah of Sarawak.