Das Geographer Cafe in der Jonker Street ist ein beliebtes Hang-out in Malacca (oder Melaka, wie es heute heißt). Hier kann man bei einem Glas Bier darüber reflektieren, wie das Leben im alten Händlerviertel ablief, als Malacca ein Welthandelszentrum war und Kaufleute von Canton bis Hormuz ein- und ausgingen. Im 15. Jahrhundert war das und es hatte sich bis Lissabon herum gesprochen. „Wer Malacca besitzt, der hat die Hand an der Kehle Venedigs“, schrieb ein portugiesischer Beamter aus Asien. Prompt wurde Malacca 1511 von den Portugiesen erobert, 1641 von den Niederländern und ab 1815 übernahmen es Briten zusammen mit Singapur.
Das Leben war easy, Gold war die Währung und Waren reichten von Seide über Porzellan bis zu Nelken (das Gewürz, nicht die Blumen). Zudem musste man abwarten, bis die passenden Monsunwinde an der Meeresstraße wehten, die nach dem berühmten Hafen benannt ist. Einmal Richtung Ostasien, ein paar Monate später Richtung Indien und Europa. Zeit genug also, zum Handeln und Abhängen – heute wäre es vielleicht das Geographer Cafe.
Malacca war jahrhundertelang nicht nur eines der Drehkreuze des internationalen Handels zwischen China, Indien und Europa. Es spielte auch eine wichtige Rolle in der Entstehung des modernen Malaysia. Vom einstigen Sultanat aus breitete sich das Herrschaftsgebiet über die Halbinsel Malaya aus und führte 1957 endlich zur Unabhängkeit von den kolonialen Einflüssen. Heute ist Malaysia ein islamisches Land mit vielen Kulturen, was sich wie im Brennpunkt in Malacca wiederspiegelt: chinesische Tempel, Moscheen, Hindutempel und Kirchen aller Konfessionen auf engstem Raum.

Wer in Malaysia auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Singapur unterwegs ist, der sollte mindestens zwei Tage in Malacca bleiben. Alleine für die vielen Museen bräuchte man schon geraume Zeit. Aber zwei Walks eignen sich besonders, um den Flair und die Historie der Stadt einzuatmen.

In den vergangenen 40 Jahren hat es einen gravierenden Wandel in Malacca gegeben. Der Küstenverlauf damals ist in der Karte unten mit einer roten Linie markiert. Wohnsiedlungen, Hotels und große Malls sind auf dem neu gewonnenen Land entstanden und haben die Silhouette Malaccas komplett verändert. Aus einem einst verschlafenen Städtchen ist eine moderne Großstadt geworden, in der die Menschen aus Kuala Lumpur (knapp 2 Stunden entfernt) oder Singapur (4 Stunden weiter südlich) investieren oder Kurzurlaube verbringen.

Der Malacca River Walk
Die Kombination von Flussmündung und Granithügel, der sich für den Festungsbau eignete, gab Malacca den entscheidenden Lagevorteil. Kombiniert mit der topographischen Position an der Engstelle einer (bis heute) viel befahrenen Meeresstraße und den wechselnden Windsystemen der Monsune prädestinierten die Neugründung aus dem Jahr 1400 für größere Bedeutung. Dass diese über fast drei Jahrhunderte sogar global war, haben die malayischen Herrscher von Anfang an gewusst.

Der Malacca River Walk beginnt an der Mündung des Flusses und führt bis zum Kampong Morten. Er ist mit Informationsschildern und historischen Abbildungen markiert. Man kann unterwegs einkehren und vom Endpunkt aus mit dem River Boat bis zurück zum Ausgangspunkt fahren.

Flussmündung 1979, vom Bukit St. Paul aus gesehen
Der Walk führt an den Gebäuden der Zollverwaltung entlang. Eine etwas kitschige Rekonstruktion der Flor de Mar, des Schiffes vom portugiesischen Eroberer Affonso de Albuquerque, hat man für Touristen aufgebaut.
1979
Zentrale Bedeutung hatte die Brücke zwischen Festung und der Händlerstadt, sie ist auf dem Bild von 1756 zu erkennen. Heute ist es eine viel befahrene Straßenbrücke zwischen dem Dutch Square und dem alten Viertel westlich des Flusses. Dort wird die Brücke passenderweise eingerahmt von einem H&M und dem Hard Rock Cafe Melaka.
Brücke zwischen Bukit St. Paul/Dutch Square und Händlerstadt heute 1756: Brücke über den Fluss oben rechts
Nördlich der heutigen Brücke ist der Riverwalk beidseitig ausgebaut. 1979 waren hier noch die Toilettenhäuschen zum Fluss hin, heute sind die Gebäude saniert und die Rückwände mit Malereien verschönt.
Endpunkt des Walk ist das sogenannte Kampung Morten, ein unter Denkmalschutz stehendes traditionelles malayisches kampung (=Dorf), mitten in der Stadt. Ein Hausbesitzer stellt sein Haus als „Living Museum“ zur Verfügung, das man jederzeit kostenlos besuchen kann.
Der Bukit St. Paul-Jonker Walk
Die Route führt von der Porta Santiago, dem verbliebenen Rest von der vor 1815 geschliffenen Festung A Famosa, über den St. Paul’s Hill am Stadthuys und dem Dutch Square entlang über die Brücke ins Händlerviertel, bis zum Ende der Jonker Street.
Vom Bukit St. Paul mit der gleichnamigen Kirchenruine und einer Statue des Francesco de Xavier (oben), reicht der Blick auf die Hotels oder Malls (Mitte) und nach Norden auf weitere Großprojekte (unten).
Stadthuys, ein sehenswertes Museum zur Stadtgeschichte Malaccas (oben), der Uhrenturm auf dem Dutch Square (links) und das Innere der anglikanischen Christ Church (rechts)
Typische Shop Houses, die Kampung Kling-Moschee (unten rechts)
Cheng Hoon Teng Tempel, einer der ältesten chinesischen Tempel außerhalb von Mainland China
Im Cheng-Ho Cultural Museum, einer privaten Einrichtung zur Geschichte des Admirals Chen-Ho und der maritimen Expeditionen im frühen 15. Jhd. unter der Ming-Dynastie. Diese regen Beziehungen zu China haben die Entwicklung Südostasiens entscheidend beeinflusst. Malacca war der Ausgangspunkt.
Mitten in der Stadt liegt der Bukit China, der älteste chinesische Friedhof in Südostasien.

Die Instagram-Generation wartet auf die Öffnung eines beliebten Chicken Rice Ball-Restaurants in der Jonker Street.