A Little bit of India – in Singapur

Dass Singapur als Inbegriff von Effizienz, Dynamik und kontinuierlicher Modernisierung gilt, ist kein Geheimnis. Neben den vielen chinesisch stämmigen Bürgern haben dazu aber auch Malayen und Inder beigetragen. Die Fähigkeit des Inselstaates, unterschiedliche Kulturen in seine Wirtschaftsdynamik zu integrieren und dabei zugleich multikulturell zu bleiben, zeigt sich im Stadtteil Little India.

Little India ist einfach zu finden: Es gibt eine U-Bahn-Station gleichen Namens. Die Downtown Line (DT) vom Flughafen Changi nach Bukit Panjang hält hier (man kann aber auch an Jalan Besar aussteigen).

Little India erstreckt sich nordöstlich des klassischen Stadtzentrums, etwa zwischen den beiden genannten U-Bahn-Stationen. Die Verbindungsstraßen zwischen Serangoon Road und Jalan Besar sind voller kleiner Läden, Restaurants und typisch südindischen Geschäften. Abends sind an den Hauptachsen Frucht- und Blumenstände aufgebaut.

Zu den großen indischen Festen sind die Straßen geschmückt, wie etwa zu Diwali, dem indischen Lichterfest. Aber auch sonst bilden die Fassaden ein buntes Bild.

Das Attribut „indisch“ ist dennoch zu ungenau: Die meisten Zuwanderer nach Singapur (der Name ist tatsächlich dem Sanskrit entnommen und bedeutet Singh = Löwe und pura = Stadt) und auf die Halbinsel Malaya kommen aus Südindien, noch präziser: aus Tamil Nadu. Daher bieten die Restaurants authentische südindische Küche an: Thalis, Parrothas, Doshai und andere.

Südindisches Restaurant mit der Chettinad-Küche

Besonders berühmt (und für ihre Schärfe berüchtigt) ist die Chettinad-Küche aus dem gleichnamingen Distrikt in Tamil Nadu. Von dort stammen die Chettinad-Kaufleute, die den Finanzsektor in Südostasien lange Zeit beherrschten und es zu großem Wohlstand gebracht haben.

Ob der Gründer von Singapur, Sir Thomas Stamford Raffles, sich das so vorgestellt hat, lässt sich schwer sagen. Als er 1819 eine Abmachung zur britischen Übernahme der Insel mit dem Sultan von Johore unterzeichnete, war er 38 Jahre alt und schon ein erfahrener Staatsmann in Diensten der britischen Kolonialverwaltung. Er hatte die maritime Geographie Südostasiens im Kopf und ahnte ganz sicher, dass jener Insel Singapur eine große Zukunft bevorstand. Der Neubesitz öffnete sich für Zuwanderer und war zugleich Eingangstor von Indern und Chinesen nach Malaya. Bis heute sind Geschichte und Politik des Inselstaates eng mit Malaysia verbunden.

Das singapurianische Prinzip von überpreußischer Ordnung gilt überall im Stadtgebiet, auch in Little India. Dennoch bleibt hier eine Spur von Tamil Nadu erhalten, auch in den Schriftzeichen, der Musik und den Düften von Räucherstäbchen am Straßenrand.

Wer Singapur nur als Zwischenstopp besucht und nicht in die Innenstadt möchte, der kann nahe dem Flughafen Changi bei der U-Bahnstation Expo aussteigen (hier gibt es auch geeignete Hotels, um einen Jetlag abzuarbeiten): Im Changi City Point Einkaufszentrum gibt es einen typischen tamilischen Food Court. Und nach einem gut gewürzten oder gar scharfen Gericht sind es nur wenige Meter, um in der Openair-Bar etwa des Park Avenue Hotels ein kühles bayrisches Bier zu genießen.