Kuala Lumpur: mit der S-Bahn zu Murugan

Mit der S-Bahn erreicht man die Batu Caves von KL Sentral aus in 20 Minuten. Einst am Rand, jetzt mitten im Stadtgebiet der malaysischen Hauptstadt liegen Karsthöhlen, die ein Hinduheiligtum beherbergen. Nach der Erforschung der Höhlen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden sie von tamilischen Zuwanderern dem Gott Murugan geweiht. Heute erhebt sich eine riesige Statue des Gottes vor den Batu Caves.

Zu deren Eingang wandert der Besucher an einer bunten Balustrade von Hindugöttern entlang. Über fast 300 Stufen wird er in eine gewaltige Höhle geführt. Im Inneren gibt es mehrere Tempel. Durch eine Einbruchsdoline fallen Licht und Wasser in die Höhle, das beständige Tropfen addiert zur feuchten Schwüle im Inneren.

Die Batu Caves sind eine grüne Insel im Siedlungsmuster von Kuala Lumpur.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Javaneraffen versuchen vom Besucher Essen zu erhaschen.

Am Beispiel jener Tempelhöhlen wird das enorme Wachstum Kuala Lumpurs, in Fläche und Einwohnerzahl deutlich: Bei meinem ersten Besuch 1979 hatte die Stadt weniger als 1 Mio. Einwohner, heute sind es mehr als 7 Millionen. Damals landete unser Flugzeug noch in Subang, nur wenige Kilometer außerhalb des heutigen Stadtzentrums. Heute liegt der Flughafen KLIA rund 40 km südlich.

Flughafen KL Subang 1979

Beim Anflug konnte man vor 40 Jahren noch die brachen Flächen der einstigen Zinnminen im Tal des Klang-Flusses sehen, umgeben von Kautschuk-Plantagen. Und dem Zinn verdankt Kuala Lumpur seine Existenz und seinen Namen. Denn der Klärschlamm bei der Zinngewinnung wurde über den Klang entsorgt und machte ihn zu einem „Schlammfluss“ (= Kuala Lumpur). Ein wenig schmeichelhafter Name, so als ob Hannover „Leinesumpf“ heißen würde. Zinnabbau und ausländische Arbeiter aus Südindien und China bildeten das Rückgrat der Entwicklung Kuala Lumpurs entlang des Klang Rivers. Heute erstreckt sich die Stadt von Port Klang an der Straße von Malacca im Westen bis zur Vorstadt Ampang im Osten, die 1979 noch ein Dorf mit kleinbetrieblicher Kautschukproduktion war.

Zinn spielt keine Rolle mehr und die Brachflächen sind in Siedlungsgebiete verwandelt. Der Regierungssitz Malaysias wurde in eine neue Stadt auf einer dieser Flächen etwas südlich der Hauptstadt verlagert, Putrajaya. Und daran anschließend ist mit Cyberjaya eine der Bergbauflächen in eine Hightechzone verwandelt worden.  Auch Kautschuk ist heute im Klang Valley unbedeutend und komplett durch Palmöl-Plantagen ersetzt. 

Symbolisch für den Aufstieg Malaysias als Rohstoffproduzent und als wachsende Industrienation stehen die 451 m hohen Zwillingstürme der nationalen Ölgesellschaft Petronas. Sie sind inzwischen zum Wahrzeichen Kuala Lumpurs geworden.

Die Towers stehen am Nordrand von Bukit Bintang, dem Stadtteil mit hippen Bars, Restaurants und Shopping Malls. Hier konzentrieren sich auch die Hotels der internationalen Ketten (in Kuala Lumpur liegen die Preise um weniger als die Hälfte der von Singapur) und zunehmend „serviced appartments“. Der alte Kern Kuala Lumpurs liegt aber weiter westlich, wo der Klang River und der Sungai Gombak zusammen fließen.

Zusammenfluss von Klang und Gombak

Hier hat man das Flussufer saniert und zu einem Spazierweg ausgebaut. Die alte Chinatown ist fast verschwunden. Nur wenige Meter entfernt liegt der Dataran Merdeka, ein großer, rechteckiger Platz. Im Osten wird er vom Sultan Abdul Samad Gebäude begrenzt. Es ist das einstige britische Government Office, 1897 erbaut. Auf der anderen Seite des Platzes liegt der ebenso vom Kolonialstil geprägte Komplex des Royal Selangor Clubs.

Gebäude des Royal Selangor Clubs am Dataran Merdeka

Kuala Lumpur hat nicht den Flair von Singapur oder Bangkok. Aber es wird auch oft unterschätzt: Ein sehr leistungsfähiges Nahverkehrssystem mit Anbindung an das nationale Busnetz vom TBS (Terminal Bersepadu Selatan) in alle Richtungen der Halbinsel und über die Autobahnen nach Süden bis Singapur. Dazu der neue Hauptbahnhof (KL Sentral) mit Bahnverbindungen bis Penang und Bangkok (eine Schnellbahn nach Singapur wurde kürzlich aus Kostengründen auf Eis gelegt), vor allem aber der internationale Flughafen, der für die Fluggesellschaft AirAsia mit einem neuen Terminal (KLIA2)  ausgestattet wurde. Von hier hat man günstige Flugverbindungen an jeden Punkt Südostasiens, ob nach Vietnam, Taiwan, Sumatra, Bali oder Borneo.

Empfehlenswert ist eine Mitfahr-App, zum Beispiel Grab. Damit lässt sich jeder Punkt der Stadt zu kalkulierbarem Preis erreichen (die App gleich am besten auf einer malaysischen SIM Card herunterladen). Man kann sich KL als persönlichen Hub für Südostasien-Touren auswählen, und das zu einem überaus günstigen Preis-Leistungsverhältnis. Murugan wird darüber wachen.