Salz streuen

Vor 91 Jahren genügte eine kleine Geste am Strand von Dandi (Gujarat), um einer Weltmacht das Fürchten zu lehren: Am Ende eines mehr als drei Wochen dauernden Marsches von seinem Ashram bei Ahmedabad an die Küste bückte sich Mohandas Gandhi, um einige Körnchen Salz aufzuheben. Mit dieser Geste bedrohte die „große Seele“ (Mahatma) ein einkommensträchtiges Monopol der Kolonialmacht durch zivilen Ungehorsam. Heute gehört der Salzmarsch im März 1930 zum Lehrstück für Protest- und Aktionsgruppen weltweit, bis hin zu „Fridays for future“.

Es versteht sich von selbst, dass der Salzbedarf in Indien immens ist. Das Land ist der drittgrößte Produzent nach den USA und China. Seit der Unabhängigkeit hat sich die Salzproduktion mehr als verzehnfacht, Indien kann heute sogar Salz exportieren. Drei Viertel des Salzes kommen aus drei Bundesstaaten (Gujarat, Rajasthan und Tamil Nadu). Tamil Nadu erzeugt gut 10 % des indischen Salzes. Es wird hier in Salzlaken an den Küsten oder küstennah produziert, wo eine starke tropische Sonneneinstrahlung und für den Ackerbau ansonsten nutzlose Flächen die Produktion fördert. 90 % der knapp 12.000 Salzproduzenten in Indien sind Kleinstunternehmen mit einer Fläche bis max. 4 ha.

Screenshot Google Maps: Salzgärten nahe Point Calimere, Tamil Nadu

Die Küste südlich von Nagapattinam bis zum markanten Winkel von Point Calimere ist über weite Strecken geprägt von Salzgärten. Kleine Erddämme säumen rechteckige Becken, in denen das Wasser verdunstet. Der weiße kristalline Rückstand ist Salz. Es wird mit einer Harke sorgfältig am Rand einer solchen Lake zusammengehäuft und dann zur Verpackung an den Feld- oder Straßenrand getragen.

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Salz ist genauso lebenswichtig, wie Wasser. Das brakische Küstenwasser mit gleisender Sonneneinstrahlung ist für die kleinbäuerliche Salzproduktion ideal. Die großen Salzablagerungen wie im Ran of Kutch in Gujarat ermöglichen einen industriellen Salzabbau.

Wichtig ist es, dass in einem Land, in dem immer noch 41 % der Beschäftigten von der Landwirtschaft abhängen, genügend arbeitsintensive Sektoren existieren. Denn auch in Indien ersetzt eine mechanisierte Landwirtschaft – selbst bei vergleichsweise kleinen Betrieben – einen großen Teil der landlosen Landarbeiter. Salzgewinnung bleibt aber weiterhin Handarbeit.