„Verdammt lang her“ sang BAP gerade im Radio. Es ist schon verdammt lang her, dass ich mir nicht morgens die Inzidenzrate ansah. Und so verfolgt mich Corona in den vergangenen zwölf Monaten, wo immer ich geh und steh, sogar in Makedonien.
Das Schild in den Ruinen von Stageira hoch über der nördlichen Ägäis forderte uns auf, mindestens zwei Meter Abstand einzuhalten. Nur, wir waren die einzigen Besucher und sind keine Abstandsmuffel. „Was es nicht alles gibt, das ich nicht brauche,“ sagte einst Aristoteles. Er wurde hier in Stageira 384 v. Chr. geboren, ein Makedonier also. Einer seiner Schüler sollte 50 Jahre später die Welt beherrschen. Jetzt aber sollen 2 m Abstand zu allem und jedem genügen, um uns vor der Weltherrschaft eines Mutanten zu schützen. Aristoteles hätte dazu einiges zu sagen. Wir konnten selbst an entlegenen Plätzen den Symbolen und Begrifflichkeiten der Pandemie (pan = umfassend, demos das Volk) im vergangenen Herbst nicht entkommen. Wären wir doch einfach Coronaleugner, dann könnte uns ein Schild in Griechisch und Englisch nichts anhaben.
Im Treppenhaus des Kunsthistorischen Museums in Wien erschlägt Theseus den Centauren, aber zum Glück ist er kein Maskenverweigerer. Die Säle des Museums sind verwaist, covidbedingt. So genießen wir die Gemälde in aller Ruhe. Aber es sind nur Tage später, das Wien in den nächsten Lockdown geht und wir fast aus einem Risikogebiet nach Hause gekommen wären. Auf häusliche Quarantäne hatten wir keine Lust und Schnelltests gab es noch nicht.

So warten wir jetz auf Lockerungsbeschlüsse und Öffnungsstrategien mit neuen Hygienekonzepten. Ehrlich gesagt, ich bin müde und mein Impfneid auf die 80-Jährigen steigt, zumal ich nicht systemrelevant bin. Immerhin, ich habe Kuschelkontakt mit einer Person meines Hausstandes, eine weitere könnte hinzu kommen nach der aktuellen Verordnung des Landes zur Eindämmung des Corona-Virus. Ich überlege mir, ob ich nicht einen Kleingarten miete, denn die nächste Pandemie kommt bestimmt.
