Heute lag Post von meiner Regierung im Briefkasten, zwei Briefe mit persönlicher Ansprache für meine Frau und mich. Nicht dass wir noch nie behördliche Post erhalten hätten: Die Gemeinde meldet sich mit dem Grundsteuerbescheid, das Finanzamt bestätigt den Eingang der Steuererklärung und ab und an kommen Verwarnungsgelder für Falschparken ins Haus.
Heute war es anders: Ein einfühlender Brief von der Bundesregierung darselbst verweist auf die Einschränkungen in der Pandemie und die Schutzwirkung von Gesichtsmasken hin. „Gegen eine geringe Eigenbeteiligung“ stehen sie uns in der Apotheke zum Abholen bereit, der Bundestag habe die dafür erforderlichen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt. Es rührt geradezu, einen solchen fürsorglichen Bescheid zu erhalten (wir hatten uns FFP2-Masken schon über einen Internethändler besorgt).
Dem einen oder andere mag das als überväterlich oder bemutternd erscheinen, bis hin zum Hinweis im Brief „Bitte tun Sie der Apothekerin oder dem Apotheker den Gefallen, die Berechtigungsscheine vor dem Apothekenbesuch voneinader zu trennen. Das spart Zeit.“ (Kooperativ wie wir sind, griffen wir gleich zur Schere)
Aber von so einer Sicht bin ich weit entfernt. Mir fiel dazu ein Gespräch mit einem jungen Flüchtling aus Afghanistan ein, den ich über Jahre betreut habe. Auf meinen Hinweis, dass wir in Deutschland ungern vom Staat mit Kameras überwacht würden, meinte er, ach das sei gar nicht schlimm. In seinem Mietshaus stünden auf jedem Balkon lebende Kameras: „Lassen Sie das Kind nicht unbeaufsichtigt auf die Straße!“ oder „Haben Sie schon die Mülltonne rausgestellt?“ Und er liebte es. „In Deutschland kümmern sich die Leute. In meinem Land weißt Du nicht, ob Du den nächsten Tag überlebst.“
Zugegeben, so hatte ich den fürsorgenden Staat noch nicht gesehen. Aber diese Pandemie hat meinen Blick vollends geändert.
Danke, Bundesregierung.