

Zwischen 1250 und 1300 war die Welt noch in Ordnung: Die Erde ist eine runde Scheibe, umgeben von Ozeanen. Im Osten liegt das Paradies, gleich neben Indien, ganz im Westen liegt Irland, Cordoba oder Marrakesch. Der Nabel der Welt ist Jerusalem. So jedenfalls stellen es die Autor(inn)en einer Karte dar, die um das Jahr 1300 im Benediktinerinnenkloster Ebstorf südlich von Lüneburg entstand. Aus 30 zusammengenähten Pergamentblättern setzt sich eine Weltkarte von zwölf Quadratmetern Größe zusammen. Der Kopf einer Christus-Abbildung (oben in der Karte) markiert Osten, seine Hände Norden (Links) und Süden (rechts) und seine Füße weisen gegen Westen. In mehr als 2300 Texten und Bildern will die Karte dem Betrachter das gesammelte Wissen jener Zeit vermitteln. Die mittelalterliche Vorstellung von der Erde beschreiben die Verfasser am oberen Rand des Opus: „Die Bezeichnung ‚orbis‘ rührt daher, dass die Erde rund wie ein Rad ist. Rings vom Ozean umflossen ist die Erdfläche in drei Teile unterteilt, nämlich in Asien, Europa und Afrika. Asien allein umfasst die eine Hälfte der Erde, Europa und Afrika nehmen die andere Hälfte ein und sind durch das Mittelländische Meer unterteilt. …..“

Die Ebstorfer Weltkarte, deren Nachbildung in einem neu gebauten Auditorium im Kloster zu besichtigen ist, gehört zu den bedeutendsten geographischen Werken des Mittelalters. Professor Martin Warnke und seine Mitarbeiter haben eine digitale Version der Karte als sogenanntes Hyperimage erzeugt, mit dem sie sich hochauflösend über jeden Webbrowser auf dem Bildschirm darstellen lässt. Per Klick erscheinen die Texte in Deutsch in gesonderten Fenstern. Dazu wurde die Übersetzung von Hartmut Kugler verwendet. Mit dieser Technologie lässt sich eine virtuelle Reise über die Weltkarte detailliert nachvollziehen. Die Screenshots in diesem Blogbeitrag sind aus der feinauflösenden Version der Karte erzeugt.
¹Anmerkungen: Die digitale Version der Karte lädt zu immer neuer Beschäftigung ein. Spätere Ergänzungen sind daher farblich (grün) gekennzeichnet.
Darstellung der Welt an Beispielen
Den Rand des Erdkreises und weit entfernte Gebiete in Asien und am Übergang zu Schwarzafrika bevölkern Fabelwesen. Mensch und Tier werden dem Betrachter in plastischen Bildern und kurzen Texten vorgestellt. Die Beschreibung der Tier- und Pflanzenwelt nimmt insgesamt großen Raum ein. Zuweilen findet man kulturhistorische Erläuterungen zu Städten und Landschaften.


Hier leben die Panothi. Ihre Ohren sind so groß, dass sie damit ihren ganzen Körper bedecken (Beispiel 1). Hier hausen die Anthrophagen, schnellfüßige Menschen. Denn ihre Füße sind wie Pferdehufe. Sie leben von Menschenfleich und –blut (Beispiel 2).


In dieser Gegend kommt der Basilisk vor, ein auf Erden einzigartiges Untier. Er ist eine Schlange von einem halbe Fuß Länge und hat einen weißen Streifen um den Kopf. Er bewegt sich mit der einen Körperhälfte vorwärts, die andere bleibt starr aufgerichtet (Tier oben: Drache, links Basilisk, rechts Natter; Beispiel 3). Diesem Volk fehlt die Zunge. Man verständigt sich durch Gebärden (Beispiel 4).

Eine Reihe von sachlichen geographischen Informationen mischen sich mit Mythologie (Beispiel 5): Der Physon, der auch Ganges heißt, nach dem indischen König Gangar, der in diesem Fluss ertrunken ist. Von zehn großen Flüssen erhält er Zufluss.

In der Abbildung oben Mitte heißt es: Carrae, Hauptstadt der römischen Provinz Euphratensis. Hier wurde Crassus gefangen und wurden die Römer getötet. Es ist ein Verweis auf den Krieg des römischen Imperiums gegen das Partherreich. In der Schlacht bei Carrhae 53 v. Chr., beim heutigen Harran in Südost-Anatolien, erlitten die Römer einer der schwersten Niederlagen ihrer Geschichte, eine Kunde, die sich in Ebstorf erhalten hatte. Auf Carrae wird in der Karte sogar noch ein zweites Mal verwiesen.

Ein Text zur Landeskunde Ägyptens könnte aus einem heutigen Lexikon stammen: Ägypten. Im Osten beginnt es am Roten Meer, im Westen grenzt es an Libyen. Es hieß zunächst Euxia, später wurde nach dem König Ägyptus, dem Bruder des Danaus, Ägypten genannt. Es ist von allen Seiten vom Nil umflossen und bildet die Form des Buchstaben Delta. Es ist berühmt durch seine 100.000 Ortschaften. Es wird nicht von Wolken beschattet, von Regen benetzt, sondern der Nil macht es mit seinen Überschwemmungen fruchtbar. Derartige Kurzbeschreibungen von Regionen und Landschaften gibt es an vielen Stellen der Karte.

Ein Bespiel aus Indien will dem Betrachter das Phänomen des wandernden Sonnenstandes zwischen den Wendekreisen erklären: Der ⌈Berg⌋ Maleus, dessen Schatten im Winter nach Norden fallen und im Sommer nach Süden, jeweils sechs Monate.
Überhaupt nehmen Indien und der Mittlere Osten großen Raum auf der Karte ein. Das obere linke Drittel der Karte ist Zentral- und Nordasien vorbehalten. Ein Segment im rechten Teil der Karte beschreibt Afrika. Das untere linke Viertel der Karte ist Europa und dem Abendland gewidmet.
Wahrscheinlich waren die Schriften aus der griechischen und römischen Antike in Ebstorf bekannt. Die Karte deckt sich räumlich mit der „Geographie“ von Ptolemäus aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Neben biblischen Bezügen und christlichen Legenden des frühen Mittelaters spielen Orte und Ereignisse um Alexander den Großen in der Karte eine große Rolle. Im MIttelater war der sogenannte Alexanderroman, der die Taten des Makedoniers ausschmückt, unter Lesekundigen ein populäres Stück Literatur. Seit Ptolemäus hatte sich das Bild einer Erdscheibe über 1200 Jahre lang nicht verändert. Handelskontakte, die Kreuzzüge und besonders die Jerusalemreise Heinrichs des Löwen im Jahr 1172 haben wohl zu aktuellerem Wissen beigetragen haben. Ebstorf liegt nur wenig nördlich von dessen Herrschaftssitz in Braunschweig und am Handelsweg von Lübeck über Lüneburg weiter nach Süden.
Das Paradies und die Geographie Indiens

Das Paradies ist am oberen Rand des Erdkreises, gleich neben dem Kopf Christi. Es liegt dort, wo sich der „Ostwind oder Subsolanus unter dem Aufgang der Sonne erhebt.“ Hier wird direkt auf das Alte Testament Bezug genommen und die Geschichte von Adam und Eva räumlich eingeordnet.

Indien ist auf der Karte ausführlich beschrieben: „(Indien) hat viele Ortschaften, 44 Völker und nach Lebensweise und Aussehen voneinander verschiedene Volksverbände. Es bringt wunderliche Tiere hervor: das Eale, die Marthikor, den indischen Stier und das Einhorn; auch den Papagei, einen grün gefiederten Vogel mit rotem Kragen, dessen Schnabel so hart ist, dass er sich damit aus vollem Sturzflug heraus an einem Felsen abfangen kann. Der Vogel ist sehr starrköpfig und man braucht, um ihn zum Reden zu bringen, eine eiserne Rute. Die Landschaft bringt auch Edelsteine hervor; von Gold und Silber quillt es über. Die Erde ist so fruchtbar, dass sie mancherorts zwei Ernten pro Jahr erlaubt. Indien hat zwei Sommer und ebenso viele Winter. Die Bäume dort sind so groß, dass der Feigenbaum am Hauptstamm 40 Schritt Umfang erreicht. Der Schatten seiner Zweige hat die Ausdehnung von zwei Stadien und seine Blätter haben die Größe eines Amazonenschildes. Das Land bringt auch eine Vielzahl von Farbstoffen und köstlich duftenden Essenzen hervor.“







Der Süden Indiens wird konkret mit dem Wirken und Sterben des Apostels Thomas verbunden. Während die Orte des Todes und der Grablegung des Apostels heute noch in Chennai (dem früheren Madras) eine markante Rolle spielen, ist der Hinweis auf die Stadt Palibothra aus römischen Quellen übernommen. Das einstige Pataliputra am Mittellauf des Ganges war Hauptstadt der Maurya-Dynastie und bei der Erstellung der Karte in Ebstorf schon jahrhundertelang zerfallen.





Cottonara bezeichnet einen oder alle Häfen an der Kuttanad-Küste, zwischen Kochi und Kolam (früher Cochin und Quilon).






Warum Taprobane bzw. Sri Lanka so ausführlich beschrieben wird, darüber lässt sich nur spekulieren. Auch auf der Karte des Ptolemäus ist die Insel überproportional groß dargestellt. Vermutlich spielte sie im Indienhandel seit der Antike eine große Rolle.
Wie bei Ptolemäus findet sich ein Verweis im INDICUS (dem Indischen Ozean) auf Malaya: „Die Insel Chrysa ist reich an Gold. Hier sind die Bäume niemals ohne Blätter,“ ein Hinweis auf die Pflanzenwelt der inneren Tropen. In der Antike war Malaya als Chersonesus aurea bekannt, als „Goldene Halbinsel“.







Mesopotamien und seine Nachbaregionen in Persien erhalten großen Raum auf der Ebstorfer Weltkarte, spielt es doch bei biblischen Themen und den Eroberungen Alexanders des Großen eine zentrale Rolle. In überproportionaler Größe ist in Mesopotamien der Turm zu Babel dargestellt („Der Babylonische Turm soll 4000 Schritt hoch gewesen sein„). Auch die Stadt Babylon wird ausführlich beschrieben (im Screenshot unten rechts).



Am Übergang von Mesopotamien nach Kleinasien liegt Edessa. Das heutige Sanliurfa war in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten als Zentrum für religiöse Gelehrsamkeit von besondere Bedeutung. Von hier aus hatte der Apostel Thomas Indien missioniert. Der Zweite Kreuzzug (1147-1149) sollte ursprünglich Edessa befreien. Der Turm in der Darstellung unten erinnert an ein Minarett. Auf Edessa wird in der Karte bei Armenien noch einmal verwiesen.


Auch das zentralanatolische Kappadokien erhält eine besondere Charakterisierung. Es war einst bekannt nicht für die Tufflandschaft und Höhlenkirchen, sondern für die Pferdezucht.

Auf dem Rückweg von seiner Jerusalemreise erhielt Heinrich der Löwe in Tarsus Ende 1172 Schutz von 500 Reitern des Sultans Kilij Arslan II., die ihn über Aksaray nach Konya geleiteten. Die Pferde kamen allesamt aus Kappadokien

Ein besonderes Beispiel für die Vielfalt von Informationen, welche die Karte vermittelt, ist die Insel Zypern. „…. Die Insel Zypern im Pamphylischen Meer ist durch ihre 15 Städte und ihre Reichtümer berühmt. Hier kannte man Herstellung Gebrauch des Metalls zuerst. …“ Das ist ein Hinweis auf die schon aus der Bronzezeit bekannten Kupfervorkommen der Insel. Eine weitere Information bezieht sich auf Paphos, „jetzt durch ein Erdbeben fast ganz zerstört.“ Dieses Erdbeben war im Jahr 1222. Neuere Informationen sind also in die Karte einbezogen.




Die Stadt Tarsus in Kilikien setzen die Autoren in Ebstorf in Bezug zum Apostel Paulus, der hier geboren wurde und als frommer Jude mit griechischer Bildung aufwuchs.




Griechenland und die Ägäis
Die Komplexität der griechischen Küsten und Insel macht den Kartograph(inn)en aus Ebstorf sichtlich Mühe: Die räumliche Verzerrung bringt Lagebeziehungen durcheinander. Ein Beispiel ist die Kykladeninsel Delos (Text rechts oben: In ihrere Mitte liegt die Insel Delos, gleichermaßen Stadt und Insel) und die unmittelbar westlich platzierten Äolischen Inseln (rechts, unteres Bild). „Die Äolischen Inseln, nach dem König Aeolus benannt, bei Sizilien gelegen. Sie heißen auch die vulkanischen, weil voller Feuerbrand. Es sind insgesamt neun.“
¹Am unteren linken Rand der Karte gibt es einen eigenen Paragraphen zu den Äolischen Inseln, wie folgt: Die Äolischen Inseln heißen nach Äolius, dem Sohn des Hippotes, den die Dichter zum König der Winde erklärt haben und der Statthalter jener Provinzen gewesen ist, und weil er aus der Nebelentwicklung die künftige Windrichtung vorhersagte, deswegen ist er von den Unwissenden als einer angesehen worden, der die Winde in seine Gewalt gebracht habe. Diese Inseln nennt man auch ‚vulkanische‘, weil sie wie der Ätna Feuer speien sollen. Es sind insgesamt neun Inseln mit jeweils eigenen Namen. Deren erste ist Lipari .. Die zweite heißt Hiera, weil sie sehr hohe Berge hat. … Da sie in der Nacht glühen, werden sie …. ‚vulkanische‘ Inseln genannt. Die Äolischen Inseln hat es nicht von Anfang an gegeben; sie sind erst später aus dem Meer aufgestiegen und bis heute so geblieben.



In einem weiteren Beispiel liegt Makedonien (mit Thessaloniki, Bild Mitte) gleich neben dem Golf von Korinth (Cirrha, Hafen von Delphi; Turm unten links). Aufschlussreich ist die gekrümmte Schrift oben: Dies ist Makedonien, nach dem König Macedo benannt. Und hier ist die Heimat Alexanders, das wahre Griechenland.



Sardinien, Karthago und Sizilien
Karthago, dem ein Ehrenattribut auf der Karte gegeben wird, liegt auf einer Halbinsel gleich gegenüber dem „Fußabdruck“ von Sardinien. Tatsächlich wird dessen griechischer Name auf diesen Umriss zurück geführt. Sizilien liegt zurecht weiter östlich (oben) in der Karte, samt Signatur für den Ätna.







Ganz im Westen


Die Hanse hatte bei der Entstehung der Ebstorfer Karte ihre Blütezeit. So wird Riga, die Gründung der Hanesstadt Bremen, explizit erwähnt.
Am Rand des Ozeans im Westen finden sich Irland und Schottland, zeichnerisch nahe Lüneburg unten links gibt es sogar einen Verweis auf Island. Am unteren Rand der Karte, um die Füße Christi, gruppieren sich die Städte Galiziens sowie Cordoba und Malaga. Weiter südlich, am unteren rechten Rand finden sich Marokko mit Marrakesch und Ceuta.


Himmel und Erde
„Gott hat (den Himmel) mit hell leuchtenden Lichtern ausgezeichnet und ihm Sonne und Mond eingesetzt. Das Himmelsgewölbe hat er mit dem in hellem Glanz strahlenden Sternbildern verziert. Der Himmel heißt in der heiligen Schrift Firmament, weil mit ihm der durch unabänderliche Gesetze festgelegte Lauf der Sterne gegeben ist. … Die Himmelssphäre heißt so, weil ihre Gestalt vollkommen rund ist. Denn die Philosophen sagen, der Himmels sei überall kugelförmig gewölbt, in allen seinen Teilen gleichmäßig und umschließe die Erde, die mitten in dem riesigen Weltball ihr Gleichgewicht hält. Dieser bewegt sich, und bei dieser Bewegung wandern die ihm eigenen Fixsterne von Ost nach West herum. ….“
Im Begleittext der Karte links oben stellen die Autor(inn)en der Weltkarte die Erdscheibe in Bezug zum Himmel. Es sind dessen Sphären, die sich um die Erde drehen und die Sterne auf- und untergehen lassen. Man kann sich vorstellen, wie revolutionär die Ideen des Nikolaus Kopernikus waren, für den die Erde sich um die eigene Achse und die Planeten sich um die Sonne drehten. Das wurde Anfang des 17. Jahrhunderts von Galileo Galilei durch Beobachtungen mittels Fernrohr bewiesen. In der Zwischenzeit war die Erde schon von Magellan umrundet worden. Von all dem war die Welt des Jahres 1300 noch 150 Jahre entfernt.
Weltkarte, Weltkunde, Weltsicht
Die Weltkarte aus dem Kloster Ebstorf ist ein Weltwunder ihrer Zeit. Allein die Dimension der Karte und Vielfalt der Darstellungen sind beeindruckend. Man muss sich vorstellen: Ein Kloster in der Lüneburger Heide macht es sich zur Aufgabe, das Wissen um die Welt buchstäblich aufzuzeichnen, in einem Super-Poster eine umfassende Weltkunde zu präsentieren. Mit ihr konnten Gelehrte arbeiten, in ihr der Betrachter sich verlieren.

Vielleicht war das 13. Jhd. sogar ein Höhepunkt von Handel und Wandel, klimabegünstigt durch die Hochmittelalterliche Wärmeanomalie. In Magdeburg und Halberstadt entstanden neue gotische Dome. Vor der Braunschweiger Burg stand ein bronzener Löwe und in Magdeburg entwarf man eine Skulptur des Nationalheiligen Mauritius, mit goldener Rüstung und schwarzer Haut. Auch das eine Sensation.
Ebstorf lag an einer Handelsroute von Lübeck und Hamburg über Lüneburg nach Braunschweig und Magdeburg. Händler kamen vorbei und erzählten. Hanseschiffe befuhren Ost- und Nordsee, Marco Polo war noch nach China unterwegs, Venedig beherrschte nach dem Vierten Kreuzzug den Handel mit der Levante.
Die Katastrophen, die noch folgten, waren 1300 nicht einmal ahnbar: die große Pest von 1347-1352 kam über eben jene Handelswege, die auch das Wissen von der Welt begünstigten. Weitere 100 Jahrespäter machte die Erfindung Gutenbergs in Mainz Verbreitung und Erwerb von Wissen jenseits von Klostermauern möglich. Und der Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche wurde durch Wissenschaft und Reformation in Frage gestellt. Vermutlich wurde die Karte in jenem Umbruch zur Neuzeit gefaltet und weggelegt. Erst 300 Jahre später fand man sie wieder.
Die Erschaffer der Karte wollten die Welt ihrer Zeit beschreiben, erklären und verstehen, spürbar getrieben, das vorhandene Wissen zu systematisieren und zu bündeln. Eine Karte ist dabei der technisch anspruchsvollste Weg. Dabei mag es für sie Widersprüche und Unzulänglichkeiten gegeben haben. An einigen Stellen bekunden sie Vermutungen. Sie haben erkennbare Schwierigkeiten, die Lagebeziehung von Orten sinnvoll auf einer Erdscheibe darzustellen. Aber so ist Anfang aller Wissenschaft: der Versuch einer systematischen Darstellung wirft möglichwerweise neue Fragen auf, neue Hypothesen, die zu neuem Wissen führen. Aber aus der Karte spricht die Sehnsucht aller Geographen, die Welt jenseits des Horizonts zu erforschen. Das verbindet uns heute mit den Frauen und Männern im Kloster Ebstorf vor 700 Jahren.
Informationen:
Digitale Version der Ebstorfer Weltkarte von Martin Warnke (Universität Lüneburg)