Die 20 Millionen-Metropole Tokio war weniger stressig, als wir dachten. So ist Japan halt. Dennoch war uns an einem Sonntag im Mai, als wir noch reisen konnten, nach etwas Grün und Wandern im Wald.
Vom Bahnhof Shinjuku fahren in kurzen Abständen S-Bahnzüge der Takao Line bis zur Endstation Takaosanguchi am Fuß des Mount Takao. Knapp 1 1/2 Stunden ist man unterwegs an den westlichen Stadtrand von Tokio. Wie wir schnell feststellten, waren wir den Strömen in den U-Bahnen Tokios nicht entkommen, sondern sie waren uns gefolgt. Es war zudem die „Golden Week“, in der Japaner Brückentage nehmen können. Menschenmassen bewegten sich vom Bahnhof Richtung Talstation der Zahnradbahn, wie immer in Japan ruhig und diszipliniert.
Am Weg gab es Stände mit Köstlichkeiten, etwa Stockfisch. Der Ticketkauf, das Anstehen auf dem schrägen Bahnsteig der Station und schließlich der Einstieg in die Kabinen wurde durch Ordner geregelt, mit Autorität aber effizient. Langsam rumpelt der gestufte Wagen bergan.
Am oberen Ende ergoss sich der Strom der Wanderer auf den Spazierweg Richtung „Gipfel“ (der Berg ist 599 m hoch) und zu einem Aussichtspunkt, von dem man aus den Fuji sehen kann. Am Wegesrand und unter Bäumen gab es kleine Schreine und Tempel, aber auch wieder Essensstände. Es versteht sich von selbst, dass der Weg metikulös sauber und gepflegt war, der ganze Wald ein einziger „japanischer Garten“.
Familien waren unterwegs, Jugendgruppen, auch bestens ausgestattete Wanderer. Das Tempo war erheblich, kaum Möglichkeit zum geruhsamen Ausruhen am Wegesrand. Aber der Tag ist kurz und der Weg zurück ins Stadtzentrum weit.
Über dem Bermassiv zog sich eine Gewitterfront zusammen, so dass wir uns auf den Weg zurück zur Station der Zahnradbahn machten. Dort wartend schlugen die Blitze mit ohrenbetäubendem Donner in den nahen Gipfeln ein. Nichts wie runter. Wir erwischten einen bereitstehenden Zug nach Shinjuku. Er war nur Minuten unterwegs, da prasselte Hagel an die Fenster und wir tauchten sozusagen in Wasser ein. Unsere japanischen Mitreisenden nahmen es gelassen, an Naturereignisse ist das Land längst gewöhnt.
Webseite des buddhistischen Tempels Yakuo-in (in Japanisch)