Goa: nicht nur zur Weihnachtszeit

Für Hippies, Esoteriker und Raver war und bleibt Goa ein klassisches Weihnachtsreiseziel – wenngleich nicht in Covid-Zeiten. Die Mischung aus Indien (für die zu heilende Seele) und Lusitanien (für Sinne und Gaumen) macht das Territorium an Indiens Westküste zu  einem unique selling point. Den sucht auch für die wohlhabende indische Mittelschicht, die in Zeiten der ausländischen Reisebeschränkungen die Party-Tradition an den Stränden Nordgoas fortsetzt. Gut für die Tourismuswirtschaft.

Goa war über 450 Jahre Außenposten der portugiesischen Krone (Hauptstadt des Estado da India, welches von Mozambik über Malacca bis Macao reichte). Erst 1961 wurde es von Indien in einer militärischen Aktion übernommen und zusammen mit der Insel Diu und dem Territorium Daman (beides in Gujarat) als Unionsterritorium in die Indische Union eingegliedert. Heute ist Goa ein eigener Bundesstaat (Diu und Daman bleiben weiterhin Unionsterritorium). Der Makel kolonialer Besitzungen im neuen Indien, aber vor allem die Eisenerz-Vorkommen waren für Indien zu wichtig. Immerhin, im Indien von Unity in Diversity können die Goanesen ihrer Vergangenheit genügend Raum widmen.

Im Laufe der Zeit führten mich zwei Reisen nach Goa (als Backpacker im September 1979 und als Studienreisender zu Weihnachten 2002), von denen die Fotos hier stammen. Mein Sohn, der in Indien lebt und arbeitet, verbrachte seinen Weihnachtsurlaub 2020 in Goa. Von ihm sind die entsprechend gekennzeichneten Fotos, die in den vergangenen Tagen entstanden.

Goa wurde im 16. Jahrhundert nicht nur zum kommerziellen Zentrum der portugiesischen Kolonialzeit, sondern auch Zentrum der Katholisierung des Subkontinents und ganz Asiens. Aus dieser Zeit entstammen die Kathedralen und vielen Kirchen in Alt-Goa, weiter aufwärts am Mandovi-Fluss. An dessen Mündung liegt die Hauptstaat des Bundesstaates, Panaji (auch Panjim). Von Alt-Goa bleiben nur noch die Kirchen. Neben der Se Cathedral und der von St. Cajetan ist dies vorallem die Basilica Bom Jesus. Hier liegt das Grab des heiligen Franciso de Xavier. Der Leichnam des Jesuiten wurde von seinem Sterbeort in der chinesischen Perlfluss-Mündung über Malacca (Malaysia) nach Goa überführt.

Lage der Kirchen in Alt-Goa

Auch in der Hauptstadt Panaji ist der portugiesische Einfluss unverkennbar. Und wie in Pondicherry oder in Kolkata und Delhi entdeckt Indien den Wert seiner europäischen Geschichte. Viele Gebäude sind restauriert und machen die Stadt für Touristen attraktiv.

Manchmal wird dabei bautechnisch über die Stränge geschlagen, zuweilen aber gibt es auch eine bemerkenswerte Kontinuität: Singbal’s Book House gab es an der Praca da Igreja schon 1979 und gibt es bis heute! Der Church Square ist ebenfalls verschönert, auch wenn alle Weißtüncherei vom tropischen Klima nach dem ersten Monsunregen wieder verwaschen wird.

So macht das schwül-heiße Klima alle Mühen zur Bewahrung des architektonischen Erbes zu einer endlosen Anstrengung. Was gestern noch frisch restauriert wirkte, sieht morgen schon wieder verwittert aus.

Ohne die ausländischen Touristen sind die Strände Goas zu Weihnachten 2020 ziemlich verwaist, schlecht für den informellen Sektor des goanesischen Tourismus, aber gut für eine Erholung der Umwelt.

Mit den Bildern meines Sohnes steigt die Lust auf Reisen, um dem tristen Winter des Lockdowns zu entkommen. Auch in Indien zieht das Coronavirus seine Kreise, und auch dort gilt es Abstand einzuhalten und Masken zu tragen. Aber an den Stränden Goas ist es diesmal kein Problem. (Die Fotos der Diashow stammen von David Jüngst, Dez. 2020)

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