Huy: Einkehr in einer Klosterburg

Zur täglichen Vesper nehmen die Benediktinermönche pünktlich um halb sechs im Chorgestühl Platz. Bei diesem Abendlob sind – wie zu allen Gottesdiensten – Gäste willkommen. Eine Handvoll von ihnen verschwindet zusammen mit den Klosterbrüdern in den wenig bequemen, dunklen Holzsitzen, rechts und links im Chor der Kirche. Aus dem Gebetbuch entnehmen die Mönche Texte und Lieder. Zu den Fürbitten sind alle Besucher eingeladen, die ihren vorzutragen. So geht wieder ein Tag im Kloster Huysburg zu Ende, im „Niemandsland“ zwischen der alten deutsch-deutschen Grenze und Halberstadt gelegen. Die (laut Webseite des Klosters) acht Mönche hier im Bistum Magdeburg bilden seit 2004 zusammen mit denen von St. Matthias im weit entfernten Trier eine Gemeinschaft.

St. Matthias in Trier, Partnergemeinschaft der Huysburg

Das Kloster liegt auf dem Rücken des Huys, einem bewaldeten Höhenzug nordwestlich von Halberstadt. Es war vor dem 10. Jahrhundert eine Grenzburg zu den heidnischen und rebellischen Sachsen. Trutzig und hinter hohen Mauern liegt der Gebäudekomplex aus Kirche, Gäste- und Tagungshaus sowie einem Klostergarten. Heute ist das Kloster eingebunden in die Straße der Romanik, die über ganz Sachsen-Anhalt hinweg die Kulturgüter des 10. bis 13. Jahrhunderts vorstellt. Und davon hat das mitteldeutsche Bundesland eine ganze Menge.

Die Klosterkirche ist mit barocken Gemälden und vergoldeten Stuckarbeiten geschmückt. Zuweilen gibt es hier Chor- und Orgelkonzerte. Aber man kann im Kloster auch Erholungstage für Geist und Seele buchen. Ein Klosterladen und ein Klostercafe bieten im Schatten einer Rotbuche Ablenkung und Verköstigung. Die Huysburg ist aber auch Ausgangspunkt für Wanderungen kreuz und quer über den bis 300 m hohen Gebirgszug mit einem der größten Buchenwälder in Mitteleuropa. Wer etwas weiter will, dessen Ziel mag von der Huysburg aus, auf einem „Zubringer“ des Jakobsweges, sogar das galizische Santiago de Compostela sein.

Die isolierte Lage des Klosters in einer Region Deutschlands, die man nicht unbedingt mit katholischen Einrichtungen verbindet, macht es zu einem idealen Ziel für Ausflüge aus der Region Braunschweig oder Magdeburg. Umso wundersamer stimmt den Besucher die Begegnung mit den Mönchen beim Vesper-Gottesdienst. Für sie ist „Selbst-Isolation“ ein Teil ihrere Lebensregel. Wir, die wir jetzt in der Coronawelt Zuhause sind, könnten davon lernen.

Weitere Inormationen:

Webseite der Straße der Romanik

Webseite des Klosters Huysburg