Unterwegs in Zeiten des Lock-downs

Wie manisch hämmert ein Specht irgendwo an einem Baumstamm. Er stört die Ruhe hier im RuheForst am Rand des Okertals bei Heiningen. An den Stämmen hängen kleine Namensschilder für diejenigen, welche hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. Ein Pavillion am Waldrand dient als Gedenkstätte. Goethe kommt in den Sinn: „Über allen Gipfeln ist Ruh. …. Warte nur! Balde ruhest Du auch“

Im Wald findet sich zu dieser Jahreszeit noch wenig Grün. Er wirkt im fahlen Sonnenlicht eher kalt. In Zeiten von Kontaktsperre aber konfrontiert er uns mit der Endlichkeit unseres Daseins und tröstet uns damit, dass wir alle Teil eines Zyklus von Geburt, Tod und neuem Leben sind.

Nicht weit weg von Heiningen, auf dem Sporn einer Flussterrasse über der Oker, lag einst eine Kaiserpfalz. Gegründet um 1000 n. Chr. hielten hier bei Werla deutsche Kaiser von Otto I. bis Barbarossa Hof, bevor die Pfalz ihre Bedeutung an Goslar abgab.Die Pfalz ist längst verfallen, aber auf dem weiten Areal wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Ausgrabungen durchgeführt. Hinweisschilder zu Mauerresten und Gesteinsarten begleiten den Rundweg. An einem Sonntag mit Ausgangsbeschränkungen können sich die wenigen Besucher hier locker aus dem Weg gehen.

Auf einem Hoftag, den Friedrich Barbarossa am 15. August 1180 hier auf der Pfalz Werla abhielt, wurde das Ende der Herrschaft Heinrichs des Löwen und seine Jahrzehnte lange Auseinandersetzung mit seinem Cousin besiegelt. Der Braunschweiger behielt nur noch seine Hausmacht Ostfalen. Damit spielt der unscheinbare Ort abseits der Landstraße kurz vor Schladen eine nicht unbedeutende historische Rolle.

Von der Werlapfalz reicht der Blick nach Süden bis zum Brocken. Dort und überall im Harz würde in gut drei Wochen die Walpurgisnacht gefeiert. Die aber fällt dieses Jahr aus, die Coronapandemie ist stärker als Hexenzauber und Teufelszeug.

Weitere Informationen:

Webseite der Kaiserpfalz Werla