Öl auf der Palme

Palmöl ist überall hier in Malaysia (der Wikipedia-Link erklärt alles hervorragend): Das Land (Halbinsel Malaya und die Borneo-Staaten) produziert alleine 35 % des Weltpalmöls, 15 % aller pflanzlichen Fette weltweit kommen aus Malaysia. Zusammen mit Indonesien produziert es mehr als 80 % des Palmöls weltweit. Der Superlative könnte man mehr hinzufügen.

Die Folgen sind in der Fläche sichtbar: In Bundesstaaten wie Johore oder Sabah prägen Ölpalmen ganze Landstriche. Zwar ist die Ölpalme ein unglaublich produktives Gewächs – Zitat Wikipedia: „Ölpalmen sind dreimal so ertragreich wie Raps und beanspruchen für den gleichen Ertrag etwa 1/6 der Fläche von Soja“– aber sie gedeiht halt nur unter tropischen Bedingungen. Damit tritt sie in Konkurrenz zu anderen Plantagenprodukten (in Indonesien und Malaysia vor allem zu Kautschuk), aber mehr noch zum Regenwald Südostasiens, oder was davon noch übrig ist. In Westmalaysia sind es nur noch die geschützten Gebiete bzw. Nationalparks, die inselartig die Ursprungsvegetation und -tierwelt erkennen lassen. Ich habe ein Google Earth-Bild aud der Umgebung von Bekok (Johore) erzeugt, welche die scharf gezogenen Grenze zwischen Plantagen und Regenwald erkennen lässt: Und die Dynamik geht weiter: Die Fläche an Ölpalmen wächst z.T. in zweistelligen Prozentzahlen jährlich! In Westmalaysia werden alte Plantagenflächen gerodet und durch neue Setzlinge bepflanzt. Hier gibt es kaum noch Erweiterungsmöglichkeiten (anders in Sabah, vorallem aber im indonesischen Sumatra und Borneo).

In Malaysia sind viele Plantagen auch in der Hand von Chinesen. Der Wohlstand im einstigen Dschungel ist sichtbar: Golfplätze, exzellente Straßen, wohlhabende Häuser und sogar ein „Biergarten“ am Rand des kleinen Städtchens Bekok.

Aber neben Besitzern und Managern haben auch die Kommunen profitiert: die Dörfer erscheinen insgesamt vergleichsweise wohlhabend, Schulen, Krankenversorgung und Supermärkte gibt es überall.

Dennoch: Palmöl zu Lasten des natürlichen Regenwaldes, das steht bei uns inzwischen in scharfer Kritik. Indonesien und Malaysia bemühen sich um eine Zertifizierung zur Nachaltigkeit: Die beiden hier abgebildeten Plantagen sind ISCC zertifiziert (International Sustainability & Carbon Certification mit Sitz in Köln). Die EU (nach China er zweitgrößte Importeur von Palmöl) übt großen Druck auf die Produzenten aus. Aber die beiden Staaten verbitten sich politische Belehrung, erst recht von zwei ehemaligen Kolonialherren, die selbst Urwald zugunsten von Plantagen gerodet haben, ja diese Wirtschaftsform überhaupt erst einführten!

Solange pflanzliche Fette wie Palmöl Teil unserer Ernährung (von Brotaufstrich bis Gebäck und Junkfood) und unseres Wohlstandes (z.B. Körperpflegemittel) sind, so lange werden Länder wie Malaysia und Indonesien ihre speziellen Ressourcen nutzen. Dass in Brasilien Soja eine noch größere Fläche von Regenwald in Anspruch nimmt, ist keinesfalls tröstlich. Der steigende Wohlstand weltweit, vor allem in Schwellenländern wie Indien und China, hat globale Konsequenzen. Man mag Pessimist hinsichtlich des Naturschutzes und globaler ökologischer Folgen sein, vollkommen berechtigt. Den Ländern am Äquator aber selbstherrlich vorzuschreiben, was für sie richtigt ist, erzeugt nur Gegenwehr.

Überzeugen kann nur eine kluge Strategie der Nachhaltigkeit (wie immer diese konkret ausgestaltet wird), die im Interesse der Produzenten sein muss, ebenso wie im Interesse der Konsumenten.

Weitere Informationen:

Palmöl-Produktion in Malaysia (Engl.) bei Wikipedia 

„Why the haze is back.“ Straits Times, Singapore, 21 September 2019 

Zu Palmöl aus ZDF Mediathek 

CNN Feature „Borneo is Burning“ zu Palmöl in Indonesien, 29.11.2019

Straits Times, Singapore 9.9.2020