
Für die Petersglocke im Kölner Dom gibt es eine vorgeschriebene Läuteordnung: Sie schwingt über der Domstadt nur zu den wichtigsten katholischen Kirchenfesten, so auch beim Einzug der Prozession an Fronleichnam. Und bei dem dunklen, feierlichen Klang der riesigen Glocke schwingt immer auch Apolda in Thüringen mit. Denn dort wurde die große Glocke für Köln im Jahr 1923 gegossen.
Uns hatte eher ein Zufall nach Apolda geführt: halbwegs in gleicher Entfernung von Jena und Weimar gelegen wählten wir Apolda als Übernachtungsort. Wir wurden aber überrascht von einem interessanten kleinen Städtchen im Schatten der beiden größeren Schwestern und lernten, dass Apolda die Glockenstadt schlechthin ist. Es gibt weniger inspirierende Attribute, etwa Chemie-Dreieck oder Printenhauptstadt. Glocken dominieren in Apolda. Am Marktplatz ist eine Nachbildung jener Kölner Glocke aufgestellt und etwas außerhalb der Innenstadt gibt es ein Glockenmuseum.
Das Museum dokumentiert umfassend die Bedeutung von Glocken in der Geschichte und weltweit, beginnend vom alten Assur bis zu Tempelglocken in Asien. Außerdem lernt man über die Funktionen von Glocken, die heute meist nur auf Kirchenläuten reduziert sind (und auch das stört viele sonntägliche Langschläfer). Der „Lärm“ von Glocken sollte böse Geister vertreiben und vor Gefahren warnen. So mussten die Glöckner auf Kirch- oder Wachtürme steigen, wenn Unwetter drohten. Nach vielen Toten durch Biltzschläge ließ man von dieser Funktion der Glocken frühzeitig ab. Im Video läutet der „Dicke Pitter“ zur Weihnachtszeit.
Im Museum in Apolda kann mann dort aufgehängte Glocken selber anschlagen. Als wir den Rundgang beendeten, kam ein junger Vater mit seinen drei kleinen Sprößlingen ins Museum. Die Kleinen schienen nicht allzu motiviert, so gab ich dem Vater den Tipp, dass man die eine oder andere Glocke zum klingen bringen könne. Das ließen sich die Kleinen nicht zweimal sagen: Als wir Richtung Ausgang marschierten, klangen Glocken und Glöckchen überall im Obergeschoss.
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