Heute las ich in der Zeitung, dass der indische Premierminister einen Flughafen in Sikkim eröffnet. Damit ist das einstige kleine Königreich und jetzt indischer Bundesstaat endgültig für Touristenmassen geöffnet, mit allem Wohl und allem Wehe.(Ergänzung von der Webseite des Senders CNN am 26.9.2018: Pakyong Airport, Sikkim)

Wie wir damals an das permit für den Besuch Sikkims kamen, würde alleine eine Blogseite füllen. Aber wie immer in Indien, vor Ort sind Dinge möglich, für die sich keine Tipps im Internet finden (was es vor 40 Jahren zudem nicht gab). Sikkim ist Grenzgebiet zu Tibet und an strategisch wichtigen Pässen von der bengalischen Ebene in das zentralasiatische Hochland gelegen, mit entsprechend großer indischer Militärpräsenz. Aber einmal „im Lande“ waren die Leute extrem nett und zugänglich. Erst wenige Jahre zuvor (1973) war der König entmachtet und Sikkim 1975 per Volksabstimmung an Indien angegliedert worden. Das war damals gerade vier Jahre her. Ein Beamter in Gangtok fragte uns, ob wir den König getroffen hätten, er sei jetzt normaler Geschäftsmann. Wir haben damals die Chance verpasst, ein Stück Zeitgeschichte im zentralen Himalaya zu erfahren. 1982 starb der König. Seine amerikanische Ehefrau Hope Cooke war zuvor in die USA zurück gekehrt und lebt heute 78-jährig in Brooklyn/NY.

Sikkim machte in den vergangenen 30 und mehr Jahren einen rapiden Aufschwung dank immenser Investitionen der Zentralregierung in Delhi. Das konnte ich bei mehreren Besuchen in den folgen Jahrzehnten zeitrafferartig beobachten (die Fotos hier stammen vom Besuch 2006). Gangtok hat sich zu einem „Davos“ im Himalaya gewandelt. Die mühevolle Fahrt entlang steiler Flussufer und endloser Serpentinen von Bahnstation und Flughafen in Siliguri (Westbengalen) ist zwar immer noch unvermeidlich, aber der Ausbau samt Infrastruktur wie Mobilnetz, Stromnetz aus Wasserkraft und guten Hotels ist soweit fortgeschritten, dass eine Reise nach Sikkim heute kein exotisches Abenteuer mehr ist.




Sikkim (vor allem der Westteil) hat sich für den Trekkingtourismus geöffnet. Östlich von Gangtok können ausländische Besucher bis fast zum Nathu La-Pass fahren, dem einzigen Grenzübergang zur Volksrepublik Chinas. Frontier ist sicher immer noch der Norden Sikkims, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Neidisch schaut man von der Teeprovinz Darjeeling nach Norden, die entwicklungspolitisch hinterher hinkt (und sich deshalb mit größerer Autonomie vom Bundesstaat Westbengalen einen Aufschwung erhofft).






Man kann Sikkim nur wünschen, dass es seine landschaftliche Schönheit behält und nicht noch weiter zersiedelt wird, dass es seinen wirtschaftlichen Aufschwung nachhaltig und gerecht gestaltet und dass seine kulturelle Vielfalt nicht der Identität der verschiedenen Ethnien zuwider läuft.
Weitere Informationen:
Neuer Flughafen in Sikkim, THE HINDU online 24. September 2018
Webseite der Regierung von Sikkim
eine gar nicht so üble Webseite mit 18 facts about Sikkim