Am 7. September 1788, vor genau 230 Jahren, geschah etwas Epoche machendes im thüringischen Rudolstadt: Schiller traf Goethe. Zum ersten Mal standen (oder saßen) sich die beiden deutschen Literatur-Giganten gegenüber, beide schon damals „Promis“: Das geschah im heutigen Schillerhaus, dem damaligen Wohnhaus der Familie Beulwitz-Lengefeld.

Hier wohnte Louise von Lengefeld mit ihren beiden Töchtern Charlotte und Caroline, letztere bereits mit Herrn von Beulwitz verheiratet. Eine Zweckehe, die den drei Frauen (der Hausherr war oft außer Haus) ein standesgemäßes Leben ermöglichte.

In die beiden (!) Schwestern verliebte sich der knapp 29-jährige Friedrich Schiller, der im Sommer 1788 im Exil in Thüringen weilte, Hals über Kopf. All dies ist deutsche Literaturgeschichte, wenngleich das Dreiecksverhältnis erst im Film „Die geliebten Schwestern“ einem breiteren Publikum (jedenfalls dem Schreiber dieser Zeilen) bekannt wurde.
Schiller heiratete später Charlotte und gründete mit ihr in Weimar eine Familie, aber seine Beziehung zu Caroline – gleichfalls eine Schriftstellerin – blieb zeitlebens eine Inspiration, besonders für Caroline.
Im Schillerhaus im Saalestädtchen kann man Gegenstände und Spuren des Rudolstädter Sommers 1788 sehen.
Hoch über der Stadt liegt die Heidecksburg. Dort wurde gestern, am 230. Jahrestag der Begegnung von Schiller und Goethe, eine kleine Sonderausstellung eröffnet, die Gegenstände aus Schillers Erbe zeigt – die meisten in dieser Zusammenstellung zum ersten Mal. Aber auch ganz ohne Schiller und seinem romantischen Sommer ist Rudolstadt eine Reise, mindestens aber einen Abstecher von Weimar aus, wert.
An diesem sonnigen Spätsommerwochenende und beim Frühstück im kleinen Salon unseres Hotels, mit Blick auf den Markt und das Rathaus, sieht man den jungen Schiller mit seinen beiden Geliebten geradezu lachend und unbeschwert durchs Städtchen und entlang der Saale ziehen. Es wird Zeit, machen wir uns auf!