Louvre am Golf: wie Van Gogh nach Abu Dhabi kam

Vor knapp drei Monaten (am 7. November 2017) wurde der Louvre Abu Dhabi eröffnet, ein futuristischer Museumsbau auf der Saadiyat-Insel nördlich der Innenstadt von Abu Dhabi. In einer Kooperation mit dem Original in Paris und dem Geld der Emiratis entstand so das Kernstück einer „Kulturzone“ (das in New York für eine halbe Milliarde Dollar ersteigerte da Vinci-Gemälde „Salvator Mundi“ soll ebenfalls im Louvre Abu Dhabi ausgestellt werden).

Das Museum schwimmt nicht nur im Geld, sondern gleichsam im blau-grünen Wasser des Persischen Golfs. Das führt zu Spiegelungen und spannenden räumlichen Eindrücken. So schwebt die Kuppel aus einem Stahlgeflecht wie ein Raumschiff über dem Ensemble von weißen Quadern. Die Sonne erzeugt Lichteffekte in den Gängen und Höfen dazwischen. Ein großer Kubus im Zentrum der Anlage bietet Platz für Wechselausstellungen.

Wer die diversen Sicherheitsschleusen überwunden und eine Eintrittskarte von 63 AED (= ca. 15 Euro) erworben hat, beginnt seine Museumstour in Gallery 1 – ein von insgesamt 12 miteinander verbundenen Räumen. Dabei durchwandert der Besucher chronologisch von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Moderne eine Abfolge von kulturellen Entwicklungen der Menschheit (Schrift, Skulpturen, Malerei, etc.). Das Besondere ist die globale Perspektive: Entwicklungen in unterschiedlichen Kulturräumen (Europa, Asien, Afrika und Mittelamerika) werden zeitlich parallel präsentiert. Das eröffnet neue Blickwinkel auf Werden und Wandel von Kunst und Kultur der Menschheit. Buddha-Büsten aus Nordindien stehen neben antiken griechischen Statuen, mittelalterliche Reliquienschreine neben mittelamerikanischen Opfergaben.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Man mag kritisieren, ob es sinnvoll ist, wichtige Zeugnisse unseres kulturellen Erbes in einer privaten Sammlung am Golf zu präsentieren. Wo aber (Öl- und Gas-)Geld zuhauf vorhanden ist, scheint dies allemal besser, als es für Kriegsgeräte oder buchstäblich in Sand gesetzte Investitionen auszugeben. Und wesentlich interessanter als die Entertainment-Kunstwelten in Dubai ist dies ganz sicher.

Man kann sich stundenlang in den großzügig gestalteten und zum Betrachten animierenden Museumsräumen aufhalten, dabei Weltkunstwerke betrachten, die man hier am allerwenigsten vermutet, und sich freuen, nicht das Gedränge im Pariser Original vor sich zu haben.

Weitere Informationen:

Louvre Abu Dhabi bei Wikipedia

Webseite des Louvre Abu Dhabi