Shutdown am Devils Tower

Eine klare Mondnacht im Osten von Wyoming. Irrlichternde Flugobjekte treiben ein wenig Schabernack mit der gewaltigen Crew von Wissenschaftlern und Militärs in der Ebene unterhalb eines eindrucksvollen Basaltkegels. Eine Landebahn ist markiert, an ihrem Ende steht eine bunt blinkende Wand, die Lichtsignale und Töne erzeugen kann. Musik ist eben die universelle Sprache. Schließlich wartet alles gespannt auf das Mutterschiff, das hinter dem Berg auftaucht und behutsam auf der Landebahn aufsetzt. Endlich öffnet sich eine Rampe und aus  gleißend hellem Licht treten kleine Männchen hervor, die freundlich winken.

Vor gut vierzig Jahren hat Steven Spielberg so die friedliche Begegnung mit Wesen aus dem All („Unheimliche Begegnungen der dritten Art“) inszeniert – an eben jenem Devils Tower in Wyoming. Allerdings war die Szene im Studio und mit technischen Tricks nachgebaut, am Devils Tower wurde kein Grashalm von Flimcrews geknickt.

Die Außerirdischen könnten an diesem Wochenende nicht landen: alle Nationalparks der USA sind geschlossen, genau genommen: die ganze Bundesregierung. Aber Atomraketen wären startklar, auch die Steuerungszentralen der Drohnen sind besetzt („essential services„). Der Shutdown täte manchem Nationalpark zur Erholung der Natur ganz gut, aber auch die Nationalpark-Angestellten sind dann arbeitslos und ohne Einkommen*. Das betrifft Millionen Arbeitnehmer der Regierung in Washington. Vor allem auf ihre Nationalparks und die National Monuments sind die Amerikaner sehr stolz. Überall gibt es aufwendige Visitor Centers, wheel-chair accessible trails und engagierte Rangers, welche die Besucher der Parks und Monumente betreuen. Ihnen fällt Washington (wiedermal) in den Rücken. (Ausgenommen sind allerdings alle State Parks, von denen es ebenfalls hunderte in den USA gibt).

Im Sommer und bei schönem Wetter präsentiert sich der Devils Tower wie das Objekt eines  Künstlers, der an seiner Töpferscheibe mit dem Kamm einen Tonkegel hergerichtet  hat und dann weg ging. Von je her hat der Kegel die Menschen fasziniert. Für die Indianer war er der Wohnsitz des Grizzli-Bärs, einem den „Native Americans“ heiligen Tier. Noch heute binden sie kleine Stoffbündel in Zweige am Fuß des Berges. Schilder bitten die Besucher, solche „Prayer Bundles“ nicht zu zerstören. Bei unserem Besuch hielt sich ein Streifenhörnchen nicht an das Verbot und zerrte genervt an einem solchen Textilstück im Ast.

Der Berg ist auch Ziel von Kletterern, welche die glatten Flanken des Kegelstumpfs bewältigen wollen. Viele Indianer betrachten das als Störung und Mißbrauch ihres Heiligtums.

„Bewacht“ wird die Zufahrt zum Fuß des Berges von einer Kolonie von Präriehunden. Sie gehen am helllichten Tag ungestört von den vorbei fahrenden Autos der Futtersuche nach. Nur ab und an richtet sich eins der Tiere auf und beobachtet seine Umgebung.

Derzeit sind die Präriehunde im Winterschlaf. Aber sonst wachen in sternenklaren Nächten die drolligen Wesen über den Devils Tower. Sie mögen noch kein Raumschiff gesehen haben, noch weniger wissen sie über den merkwürdigen Herrn im Weißen Haus, der manchmal auch in einem Tower wohnt. Aber sie werden die Ruhe genießen, im Winter und beim Shutdown, bevor im Frühjahr wieder die Besucher kommen, mit ihren Mobile Homes oder im Harley-Davidson Convoy.

Weitere Informationen:

Devils Tower bei Wikipedia 

Webseite des Devils Tower National Monuments

Shutdown…, Washington Post, 20.1.2018