Fasten und Verzicht sind in allen Regionen und Religionen positiv besetzt. Vom Heilfasten bis zur Einübung von Selbstdisziplin gelten sie als ultimativer Test für ein, wie sagt man Neudeutsch: „Commitment“. Der Islam widmet einer solchen Selbstverpflichtung einen ganzen Monat, den neunten Monat im Mondkalender. In diesem „Ramadan“ genannten Zeitraum wurde der Koran auf die Erde herab gesandt. Kollektives Fasten zwischen Sonnenauf- und -untergang tragen zur inneren und äußeren Bindung der Gläubigen bei. Auch dies keine Besonderheit des Islam, denn eine 40-tägige Fastenzeit gibt es ebenso im christlichen Kulturkreis.
Für Muslime greift der Ramadan tief in den Alltag ein und verlangt eine komplette Umstellung der üblichen Mahlzeiten. Während bei uns individuelles Fasten der persönlichen körperlichen Optimierung dienen mag, ist sie für Muslime kollektive Bezeugung ihrer Religion. Das sollte und muss man respektieren, aber zugleich einen ähnlichen Respekt auch gegenüber unseren Gewohnheiten erwarten, seien sie traditionell-religiös geprägt oder einfach nur von unserer Moderne erfunden.
Fasten zur europäischen Sommerzeit ist eine besondere Herausforderung. Jeder von uns kennt sicher einen Muslim oder eine Muslima in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz. Es kann für unser eigenes Selbstverständnis und das gegenseitige Kennenlernen hilfreich sein, sich einmal darüber zu unterhalten.
Die Bilder hier zeigen Gläubige nach dem Mittagszeit auf den Stufen der Großen Moschee (Jama Masjid) in Delhi, Indien
Weitere Informationen:
Was ist Ramadan? ALJAZEERA online, 25.5.2017