Schottland – die EU-Getreuen

Als wir kürzlich, vor dem Abflug in Muscat (Oman), im Flughafenrestaurant bei einem ersten Bier saßen, gesellte sich ein freundlicher Herr etwa unseres Alters zu uns. Er nahm sein Bier vom Nachbartisch mit und stellte sich als „part time retiree“ aus Aberdeen in Schottland vor. Gerade hatte er eine Consultancy für eine omanische Ölgesellschaft mit einigen Wochen in einem Wüstencamp hinter sich. Schnell tauschten wir unsere Berufs- und Familiengeschichten aus. Er hatte ein Jahr in unserer Nachbarschaft gewohnt, in Langenhagen bei Hannover. Ebenso begeistert wie er von seinem Jahr in Deutschland erzählte, konnten wir ihm von zwei Schottland-Reisen der letzten Jahre berichten.

Der Mann aus Aberdeen bestach durch seine Warmherzigkeit und Offenheit, nach einer halben Stunde kam es uns vor, als ob wir uns Jahre kennen. So sind uns viele Schotten in Erinnerung, und das macht sie zu den sympathischen Mitbürgern und „Nachbarn“ in Europa. Jetzt will die Regierung in Edinburgh das Volk erneut abstimmen lassen, ob Schottland sich vom United Kingdom lösen soll, wenn London den Austritt aus der Europäischen Union einleitet. Die Mehrheit der Schotten hatte sich 2016 für den Verbleib in der EU ausgesprochen.

Ohne dem Vereinigten Königreich den selbst initierten Verfall wünschen zu wollen (dafür ist uns das U.K. zu sehr ans Herz gewachsen), dem Wunsch der Schotten – im Übrigen auch der Nordiren – kann man nur Sympathie entgegenbringen. Die beiden Staaten des Königreiches sind ein wohltuendes Gegengewicht zu dem dauernden EU-bashing aus der englischen Provinz. Es mag sein, dass es nicht so sehr eine „Liebe“ zu Brüssel ist, sondern mehr eine Abneigung gegen Londoner Arroganz, aber sei’s drum.

An der Grenze im Norden Englands ist man schildermäßig bereits vorbereitet. Die Schotten wären als Mitgliedsland der EU Nr. 28b eine Bereicherung. Die Fördermittel, die wir für den Mezzogiorno übrig haben, lassen sich auch noch für Schottland freischaufeln (nehmen wir doch einfach die, welche wir für England und Wales einsparen). Lachs, Lammfleisch, Schottenmuster, Dudelsackmusik, „Braveheart“, Sean Connery, sogar noch ein wenig Erdöl und last not least Whiskey – Schottland hätte eine Menge einzubringen. Cheerio, Scotland!

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