
„Bis nach Batavia“ steht sprichwörtlich für „soweit es irgendwie geht“. Im nordwestdeutschen Raum war Batavia Metapher für das andere Ende der Welt. Für die Aktionäre der niederländischen Vereinigten Ostindischen Compagnie (VOC) stand Batavia im 17. Jahrhundert hingegen für Gewürze, Geschäfte und Gewinne.

Die indonesische Inselwelt und ihre Schätze hatten es den Niederländern angetan. 1619 gründete Jan Pieterzoon Coen im Auftrag der VOC beim Fischerdorf Jakarta auf Java eine Stadt und benannte sie Batavia. Der alte niederländische Kern versteckt sich heute im 10 Millionen-Moloch der indonesischen Hauptstadt. Aber bei genauem hinsehen (z.B. in Google Maps) kann man das alte Viertel noch an seinen rechteckigen Straßen und dem Kanal zum Meer erkennen. Wer auf der Weiterreise nach Bali oder Yogyakarta einen Zwischenstopp in Jakarta hat und nicht in den Malls und Büros entlang der Jalan M.H. Thamrin hängen bleiben möchte, dem ist ein Besuch jenes historischen Stadtviertels zu empfehlen.
Mit zwei Freunden nahm ich die Stadtbahn bis Jakarta Kota. An diesem Kopfbahnhof enden die Vorortzüge und es sind nur wenige Schritte zum Fatahillah Square. Um ihn gruppieren sich alte holländische Gebäude. Aber dominiert wird der Platz vom „Gouverneurs Kantor“, dem heutigen Museum Sejarah Jakarta. In dem Gebäude residierte der Verwalter von Niederländisch-Indien, denn bis 1949 war Indonesien eine niederländische Kolonie. Die Kolonialgeschichte ist im Museum ausführlich dokumentiert: Es enthält edles Mobiliar, aber auch die drastische Darstellung einer Hinrichtung am Galgen.
Auf dem Fatahillah Square ist immer was los: Bei unserem Besuch z.B. wurde ein altes javanisches Puppenspiel aufgeführt, unter einem Zeltdach und mit traditioneller Musik. Und dies nicht etwa für ausländische Touristen, die Zuschauer waren ausnahmslos Erwachsene und Kinder aus Jakarta.
Die Bewahrung des baulichen Erbes steht in Städten wie Jakarta vor großen Herausforderungen. Gebaut werden vor allem moderne Appartment-Komplexe und Shopping Malls. Es bleibt privaten Investoren und Liebhabern alter Gebäude überlassen, hier zu investieren. In Alt-Jakarta bieten sich dafür noch viele Gelegenheiten. An der gegenüberliegenden Seite vom Fatahillah Square betreibt ein privater Investor das „Cafe Batavia“. Ein Drink im kolonialen Ambiente lohnt sich sehr.
Weitere Informationen:
Batavia bei Wikipedia (mit sehr guten historischen Karten)
Webseite des Museum Sejarah Jakarta