Pondicherry: savoir-vivre in Indien

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Vor gut 62 Jahren übergab Frankreich seine Besitzungen in Indien an die Regierung in Delhi. Die wichtigste von ihnen, Pondicherry, fiel in einen Dornröschen-Schlaf. Heute ist die Stadt, südlich von Chennai gelegen, längst wieder erwacht und arbeitet stolz an der Wiederbelebung ihres französischen Erbes. Wir sitzen im Cafe des edlen Hotels „Palais de Mahe“ und blicken auf den Innenhof. Den nimmt fast vollständig ein Swimming Pool ein. Weiße Korbsessel, dazwischen große Töpfe mit tropischen Pflanzen, werden vom Säulengang beschattet, der den Innenhof umgibt. „Sieht historisch aus“, sagt Ashok Panda, „ist aber auf alt gemacht“. Er muss es wissen, denn er arbeitet für den Pondicherry-Ableger von INTACH (Indian National Trust for Art and Heritage), einem Verein mit Vertretungen in allen großen Städten des Landes, der sich um die Bewahrung des historischen Baubestandes aus der Kolonialzeit kümmert. Das mag verwundern, hat sich Indien doch gerade über den Freiheitskampf gegen koloniale Unterdrückung definiert. Es zeigt aber, wie souverän das moderne (urbane) Indien heute mit seinem kolonialen Erbe umgehen kann.

Ashok hat uns durch die „White Town“ geführt, jenen einst durch einen Kanal von der „Black Town“ der Einheimischen getrennten Teil des heutigen Altstadt-Ovals. Hier finden sich viele aufwendig restaurierte Gebäude, heute meist Hotels, Restaurants, Boutiquen oder auch Maisons für Auslandsfranzosen, die den Charme der Stadt am Indischen Ozean wieder entdecken. Viele neureiche Inder folgen dem Beispiel und kaufen sich in die „White Town“ ein. INTACH kümmert sich um ein planerisches Gesamtkonzept, auch für den öffentlichen Raum, z.B. die Promenade oder den jetzt sehr gepflegten Bharati Park, sowie die vielen Verwaltungsgebäude. Hier bleibt noch einiges  zu tun, weil das öffentliche Geld knapp ist. Aber alles sei besser als Abriss und Neubau in Beton, wie in Indien sonst üblich, meint Ashok. INTACH hat auch in der „Black Town“ modellhaft eine Straße im „tamilischen Stil“ restauriert, mit Geldern der EU. Visyal Street erhielt daraufhin einen UNESCO-Preis und ermutigte so zu weiterem Engagement zum Erhalt des „Urban Heritage“.

Das zahlt sich auch für den Tourismus aus: Pondicherry ist heute eine beliebte Destination für Reisende auf dem Südindien-Circuit. An Wochenende füllt sich die Stadt zudem mit Bangalorians, welche die kühlende Meeresbrise ebenso genießen wollen, wie den freizügigen Zugang zu „good drinks“ – auch das ganz in französischer Tradition. Abends kehren wir ein zu „Beer & Biriyani“.

 

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Weitere Informationen:

Webseite von INTACH Pondicherry

Pondicherry bei Wikipedia

Karte der Altstadt von Pondicherry